Es schüttet wie aus Kübeln. Auf den Wegen und auf der Wiese steht das Wasser und in jeder noch so kleinen Senke sammelt es sich und bildet kleine Teiche. Unaufhörlich klatschen die großen Wassertropfen auf das Blechdach, Blitze zucken in die schwarzen Wolken und der Donner lässt die Fensterscheiben klirren. Stoisch stehen die Tiere auf den Weiden und lassen die Naturgewalten über sich ergehen.
Der Sommer hat nun endgültig seinen Abschied genommen. Die Tage werden merklich kürzer. Die Sonne kommt erst gegen sieben Uhr in der Früh über den Horizont gekrochen und hat sich 12 Stunden später bereits wieder verabschiedet.
Heute ist draußen „kein Blumentopf zu gewinnen“ . Den ganzen Tag brennt das Licht, weil es draußen nicht hell werden will und wir wundern uns ständig, dass der Strom noch nicht ausgefallen ist. Seit 12 Stunden tobt ein Gewitter nach dem anderen und schickt Unmengen an Wasser vom Himmel. Die Wege werden die nächsten Tage unpassierbar sein, der Fluss hat spätestens morgen früh Hochwasser.
Gut, dass wir gestern noch mal Einkaufen waren, es lohnt sich immer, die Wettervorhersagen zu verfolgen.

Nach dem Frühstück heute morgen habe ich noch gezögert und rechnete eigentlich ständig damit, das ein Blitz die Sicherung raushat. Im Lauf des Vormittags habe ich mich dann doch entschlossen, mit dem Backen anzufangen.
Dazwischen verfolgten wir die Nachrichten im Internet. Das düstere Wetter drückt auf die Stimmung und die Nachrichten bringen auch keine Besserung. Uruguay nimmt sich Deutschland zum Vorbild, alles, was die deutsche Politik zu Wege bringt, oder halt auch nicht, wird genauestens verfolgt. Deutschland ist das einzige Land, das regelmäßig in den abendlichen Nachrichten erwähnt wird, vor allem die Reden von Frau Merkel !!! Wie übrigens auch seit Jahren jeden Montag auf dem Sportkanal die Spiele der deutschen Bundesliga gezeigt werden.
Vieles von dem, was in Deutschland beschlossen wurde, wird einige Zeit später in Uruguay so oder ähnlich nachgemacht. Die Osterwoche wird auch hier sehr gemütlich zu Hause verbracht werden müssen. Die Campingplätze, Thermen, Fitness-Studios, Museen und alles, was der allgemeinen Freizeitbeschäftigung zu Nutze sein könnte, wird ab sofort, d.h. seit heute, geschlossen! Die Gaststätten haben immerhin noch bis 24 Uhr geöffnet und auch Geschäfte und Friseure bleiben vorerst offen.
Die Krankenhäuser kommen langsam an ihre Grenzen. Das Verteidigungsministerium hat das einzige Militär-Krankenhaus im Land für die zivile Bevölkerung freigegeben. Geimpft wird im Eiltempo, erst gestern kam wieder eine Lufthansa-Transportmaschine aus Frankfurt mit neuem Impfstoff. Die Landung am Abend wurde live im Fernsehen übertragen.
Ein Beitrag in den gestrigen Nachrichten hat uns nachhaltig entsetzt und den bitteren Beigeschmack bis heute gehalten: die Insassen der hiesigen Gefängnisse werden auch geimpft. Ob das ganz freiwillig geschieht, haben wir nicht mehr ganz mitbekommen, nachdem die ersten Bilder über den Bildschirm geflimmert sind. Man kennt die Gefängnisse aus Endzeitfilmen, wo die Gegangenen unter erbärmlichen Verhältnissen dahinvegetieren. Hier ist es leider nicht anders, wir waren mehr als schockiert. Wir hätten es nie für möglich gehalten, dass so etwas in einem doch recht modernen Staat überhaupt möglich ist und…. dass man das auch noch ganz locker in den Abendnachrichten zeigt!!