Vorgestern, am helllichten Nachmittag, muß wieder ein Hund auf der Schafweide gewesen sein. Als wir die Herde am Abend nach oben riefen, bemerkten wir ein Schaf, das auf der Wiese liegen blieb und nicht aufstehen wollte.
Wir haben ein sehr inniges Verhältnis zu unseren Tieren. Vor allem unsere ehemaligen Flaschenlämmer sind auch im Erwachsenenalter sehr anhänglich und diese Gruppe macht mittlerweile fast die Hälfte des Bestandes aus.

Die Südweide ist etwa 6 Ha groß und hier verbringen die kastrierten Männchen und die Weibchen bis zum zweiten Lebensjahr ihren Tag. Jeden Morgen, wenn sie auf die Weide gehen und jeden Abend, wenn sie wieder zurück kommen, müssen wir eine halbe Stunde Schmusezeit einplanen. Kaum ein Schaf, das einfach an uns vorbei läuft. Jedes will gestreichelt, geschmust und geknuddelt werden. Meist setzen wir uns einfach auf den Weg, sind umringt von den Schafen und verteilen Streicheleinheiten und bei den ganz lieben auch mal Küsschen. Körperkontakt ist ganz wichtig und unsere Lieblinge kriegen kaum genug davon.
Als wir die Herde vorgestern endlich versorgt hatten, liefen wir hinunter auf die Weide, um nach dem Schaf zu sehen, das mittlerweile nach uns rief. Wir kommunizieren viel mit unseren Tieren und sie tun das mit uns auch.
Das Schaf konnte nicht aufstehen, eines der Vorderbeine hatte oben am Gelenk eine Fleischwunde und das ganze Bein hinunter tiefe Bissspuren von den Reißzähnen des Angreifers. Auch am Ohr waren Bisswunden erkennbar.
Steffen trug das etwa 50 kg schwere Tier den Hügel hinauf, über die Schlafweide der Herde bis zu einem kleinen Extra-Corral, welchen wir als Krankenstation nutzen. Hier versorgten wir die Wunden.
Es tut uns jedesmal in der Seele weh, wenn wir wieder ein verletztes Schaf von der Weide holen müssen. Drei Jahre lang hatten wir keinen Zwischenfall gehabt, nun war es der zweite in diesem Jahr. Gegen die Hunde der umliegenden Nachbarn können wir uns kaum schützen. Der Zaun ist für sie kein Hindernis und auch der Elektrodraht, den wir zusätzlich gezogen haben, bietet kaum Schutz. Verständnis brauchen wir keines erwarten. Für die Bauern rundum sind die Schafe Nutztiere, nicht besonders achtenswert. Wenn wir das anders sehen, ist das halt unser Problem. Darauf angesprochen, bekamen wir schon zur Antwort, dass die Hunde ja nur spielen und die Schafe nicht töten wollen. Unsere Schafe als Freizeitbeschäftigung für gelangweilte Hunde 😔 Von anderer Seite bekamen wir zu hören: Campo-Hunde werden nicht gefüttert, die suchen sich ihr Futter selbst!!!
Wir zeigen Präsenz, patrouillieren in regelmäßigen Abständen auf der Weide und versuchen so, neugierige Hunde abzuschrecken. Mehr können wir nicht tun. Die Versuche mit eigenen Hunden endeten jedesmal im Desaster. Spätestens nach einigen Monaten war unser Hund Teil des fremden Rudels ( die Nachbarn haben alle drei bis vier Hunde), freundete sich mit dem „Feind“ an und wir hatten das Nachsehen.