Wir werden häufig gefragt, wie sicher Uruguay denn sei und ob wir keine Angst hätten, so weit draußen auf dem Land zu wohnen.
Nein, Angst haben wir nicht. Wir fühlen uns hier draußen sehr wohl und sind bestimmt sicherer aufgehoben als in der Hauptstadt Montevideo oder in den Ferien- und Küstenorten am Atlantik.
Uruguay ist eines der sichersten Länder Südamerikas. Das darf allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass die Kriminalitäts- und vor allem die Mordrate um ein Vielfaches höher ist als zum Beispiel in Deutschland. Dort, wo viele Menschen auf engstem Raum in ärmlichen Verhältnissen leben, ist das Konfliktpotenzial sehr hoch. Wer nichts mehr zu verlieren hat, hat auch kaum Hemmungen, sich zu nehmen, was sich ihm bietet. Die Drogenkriminalität spielt auch eine große Rolle. Die meisten Morde passieren in diesem Milieu. Marihuana ist seit einigen Jahren legalisiert. Es ist aber nicht frei erwerblich wie zum Beispiel in Amsterdam, sondern nur für registrierte Drogenabhängige in bestimmten Apotheken erhältlich, ähnlich dem Methadonprogramm in Deutschland. Wer unbedingt will, bekommt die Drogen allerdings wie fast überall auf der Welt. Wer sucht, der findet.
Auch Taschendiebstähle und Einbrüche sind relativ häufig. Das ist die Realität und damit muss man leben, hier ebenso wie in Berlin, Frankfurt oder New York.
Wir kennen Uruguay nun seit 12 Jahren, aus vielen Urlauben und seit nunmehr fast fünf Jahren als Einwohner. Wir waren nachts in der Hauptstadt unterwegs, benutzen die öffentlichen Verkehrsmittel und stürzen uns gerne ins Getümmel der großen Märkte und sind bisher immer unbeschadet davon gekommen. Unser Sicherheitsempfinden spiegelt aber natürlich nur unser eigenes, subjektives Gefühl wieder. Wem einmal in der Stadt die Geldbörse oder der Pass geraubt oder vom Taxifahrer viel zu viel Geld für die Beförderung abgeknöpft wurde, der empfindet natürlich ganz anders.
Wenn ich von Uruguay berichte, sind das unsere ganz persönlichen Erlebnisse und bestimmt nicht immer allgemein gültig. Wir halten Tarariras und sein Umland für eine der sichersten Gegenden weltweit. Und das ist nicht übertrieben. Wir können am Strand unsere Habseligkeiten und Wertsachen liegen lassen, wenn wir ins Wasser gehen oder einen Spaziergang machen. Das Auto abzuschließen, ist hier nicht nötig. Mopedfahrer legen ihren Helm auf die Sitzfläche oder hängen ihn an den Lenker, wenn sie ihr Fahrzeug abstellen. Mütter lassen den Kinderwagen inklusive Kind vor dem Einkaufsladen stehen, wenn sie kurz etwas drinnen besorgen wollen und Autofahrer lassen den Motor laufen, wenn sie kurz in die Bank an den Geldautomaten müssen. Wir haben schon Gäste im Restaurant beobachtet, die, wenn sie alleine am Tisch sitzen, Laptop und Handy liegen lassen, um kurz den Waschraum aufzusuchen. Viele Autobesitzer fahren einen Pickup, hier Camioneta genannt, mit offener Ladefläche. Dort wird alles abgeladen, was man so eingekauft hat: Werkzeug, Lebensmittel, Baumaterial und vieles mehr. Die Autos stehen am Straßenrand ohne Abdeckung, wenn der Besitzer unterwegs ist.
Das alles wiegt einen in großer Sicherheit und auch wir müssen umdenken, wenn wir unsere Komfortzone verlassen, in die Hauptstadt fahren oder gar nach Deutschland reisen.
Wir haben hier ein wunderschönes, absolut sicheres Fleckchen Erde erwischt und das wissen wir durchaus zu schätzen und wissen natürlich, dass das alles andere als selbstverständlich ist.
Nein, wir haben hier keine Angst, wir fühlen uns sicher wie in Abrahams Schoß.