Trügerische Idylle

Dieses schöne, romantische Flusstal ist eigentlich unser Fluss „Rio San Juan“, der unser Grundstück zum Nachbarn hin begrenzt. Jetzt lässt es sich dort gemütlich spazieren gehen, wo sonst das Wasser drei Meter tief fließt. Auch die Kühe von der Weide am gegenüberliegenden Ufer nutzen die Gunst der Stunde und marschieren wieder auf den ungepflegten Campo des Nachbarn nebenan, um sich die Bäuche voll zu schlagen. Sehr zu dessen Verdruss.

Die Dürre hat das Land fest im Griff, die ersten Bäche und kleinere Flüsschen trocknen aus. Auf den Feldern kann man das ganze Elend erkennen: der Mais rollt die Blätter ein und trocknet vor sich hin und auch die anderen Aussaaten sind ein einziges Desaster. Und dabei sieht es hier in unserer Gegend noch einigermaßen gut aus. Weiter oben, im Norden des Landes, ist das Gras schon länger komplett vertrocknet und die Kühe schlurfen auf der Suche nach einem grünen Halm halb verdurstet über die staubtrockene Ebene.

Am 25.12. wurde in Uruguay die Arbeit der Feuerwehrleute gewürdigt. In Beiträgen im Fernsehen wurden verschiedene Bereiche ihres Einsatzes gezeigt und immer darauf hingewiesen, wie gefährlich der Umgang mit Feuer in der jetzigen Trockenheit ist. Momentan ist jegliches Anzünden eines Feuers außerhalb des Hauses verboten!! Auch nicht im Grill ! Hier reicht ein Funkenflug im Wind, um die gesamte Umgebung in Brand zu setzten. Es werden sich nicht alle daran gehalten haben, gehört doch ein zünftiges asado mit brennenden Holzscheiten zu jedem Fest.

Die Strafen, wenn es denn doch zum Brand kommt, sind drakonisch: Horrende Geldstrafen und ein Gefängnisaufenthalt von mindestens sechs Monaten bis hin zu 16 Jahren, da wird hier nicht lange gefackelt. Das harte Durchgreifen hat durchaus seinen Grund. Alleine in diesem Jahr sind 50 Menschen bei Bränden ums Leben gekommen, von den Millionenschäden, die von den Flächenbränden verursacht wurden, ganz zu schweigen. Schnell gehen 300.000 US-DOLLAR in Rauch auf, wenn eine der grünen Sä- oder Erntemaschinen auf dem Feld verbrennt, weil man es mit der Wartung nicht so genau genommen hat.

Mittlerweile mehren sich die Berichte von Menschen, deren Brunnen am Haus kein Wasser mehr geben. Es ist der dritte Dürresommer in Folge. Im gesamten Jahr 2020 hatten wir eine Niederschlagsmenge von 800 Liter auf den Quadratmeter. In einem normalen Jahr kommt ein Drittel mehr Regen vom Himmel. Der Grundwasserspiegel ist gefährlich gesunken.

Bei uns sprudelt das Wasser noch angenehm kühl aus dem Brunnen. Bei anhaltend hohen Temperaturen weit über 30 Grad brauchen wir täglich etwa 1500 Liter Wasser, um den Park zu wässern und die Tiere zu versorgen. Gegossen wird nur noch das Nötigste, um die Pflanzen am Sterben zu hindern, der Rasen ist längst gelb und zerfällt zu Staub, wenn man darüber geht. Die Weiden, auf denen die Tiere grasen, haben auch eine ungesunde, graugrüne Farbe angenommen. Bis Anfang März dauert der Sommer mit den hohen Temperaturen noch und Regen ist kaum in Sicht.

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