Katzenjammer

Der Hochsommer hat das Land voll im Griff. Schon am Morgen gegen sechs Uhr zeigt das Thermometer über 20 Grad und die Temperaturen steigen im Minutentakt bis auf 34 Grad und mehr. Menschen und Tiere suchen den Schatten und verdösen die meiste Zeit des Tages.

MiezMiez hat es sich wieder auf dem Schaukelstuhl bequem gemacht, nachdem es ihr in ihrem Lieblingsplatz zu warm geworden ist. Auch die Schafe liegen im Schatten unter den Bäumen. Eine selige Ruhe liegt über dem Land, denn auch die Vögel in den Bäumen hört man kaum noch zwitschern und der Verkehr auf der Schotterpiste, die an unserem Campo vorbei führt, ist völlig zum Erliegen gekommen. Die Aussaat auf den Feldern scheint erledigt zu sein. Ob das Saatgut bei der Hitze allerdings keimt, ist fraglich. Ab und an regnet es mal kurz, aber die Feuchtigkeit ist verdunstet, bevor sie ins Erdreich eingedrungen ist.

Das Virus ist weiter auf dem Vormarsch. Mittlerweile haben wir hier täglich über 400 Neuinfizierte. Die Regierung reagiert täglich mit weiteren einschränkenden Maßnahmen darauf: der innerländische Busverkehr wurde um 50% reduziert, die Öffnungszeiten der Einkaufszentren erweitert 😳 und die Einreisebestimmungen verschärft. Jetzt darf nur noch ins Land, wer hier einen Wohnsitz nachweisen kann. Tausende Uruguayos, die im Ausland leben und über Weihnachten ihre Familien besuchen wollten, müssen nun draußen bleiben. Kontakte sind auf 10 Personen beschränkt, Mundschutz ist fast überall Pflicht und es wird kontrolliert und bei Nichtbeachten kostenpflichtig geahndet. Strände und Campingplätze sind immer noch geöffnet und zum Bersten gefüllt. Der inländische Tourismus wird weiterhin beworben und das dazugehörige Regelwerk würde jedes deutsche Beamtenherz höher schlagen lassen. Soweit, so gut.

Seit Tagen haben wir immer mal wieder Stromausfall, die Hitze tut den Transformatoren und Leitungen wohl nicht so gut.

Und unser Auto träumt in der Werkstatt immer noch von besseren Zeiten. Die benötigten Ersatzteile lassen sich einfach nicht beschaffen, der Mechaniker telefoniert sich die Finger wund, hat aber keine Chance. Bestellungen im Ausland sind zur Zeit sinnlos, es wird kaum noch etwas geliefert.

Wir fahren also weiterhin fleißig mit dem Fahrrad und bringen den kleinen Lebensmittel-Laden, der 11 km entfernt ist, an seine Grenzen. Die kleine Siedlung hat etwa 100 Einwohner, entsprechend klein ist das Angebot. Wenn wir einmal die Woche dort einkaufen ( was passt schon auf zwei Fahrräder) haben wir jedesmal das Gefühl, den Laden leergeräumt zu haben. 12 leere Wasserflaschen hatten wir heute im Gepäck, wir wollten das Leergut gegen volle Flaschen tauschen. Mineralwasser wird hier wenig getrunken, fünf Flaschen bekamen wir getauscht, das restliche Leergut mussten wir wieder mit nach Hause nehmen. Die Sache mit dem Mehrweg ist sooooo kompliziert, dass es kaum ein Einheimischer begreift ( begreifen will ). Von jedem Produkt stehen nur zwei Sachen im Regal, wenn wir die mitnehmen, sind sie für den Rest der Woche ausverkauft. Ein Uruguayo kauft nicht auf Vorrat, sondern geht für jede Mahlzeit extra einkaufen, eben das, was er gerade braucht. Wir haben über ein Jahr gebraucht, um dem Personal im Supermarkt in Tarariras beizubringen, dass wir Getränke kistenweise einkaufen, nicht einzeln, wenn wir alle zwei Wochen mit dem Auto vorfahren. Jetzt haben sie immer Wasserkästen für uns im Vorrat😅.

Wir fahren also einmal wöchentlich in die 11 km entfernte Siedlung, das geht relativ flott, hinzu geht es überwiegend bergauf, zurück rollt das Fahrrad fast von alleine. Die 21 km nach Tarariras sind etwas beschwerlicher, dafür legen wir in der Pizzeria eine Pause ein, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen.

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