Fernsehempfang

Seit einigen Monaten sind wir auf der Suche nach einem Fernsehanbieter; und das war gar nicht so einfach!

Zuerst fragten wir natürlich unsere Bekannten. „Ja, ja, wir kümmern uns darum und schicken einen Installateur vorbei,“ war die erste Antwort, die wir bekamen. Nach einigen Wochen fragten wir nach. Nein, der Installateur könne wegen Corona nicht kommen.

Wir fragten weiter, bekamen jedesmal „Ja, ja“ zur Antwort und passiert ist nichts.

Letzte Woche wurde uns die Sache dann doch zu blöde und wir spazierten ins Büro des Steuerberaters. Unser Sachbearbeiter half uns umgehend weiter: im Supermarkt gibt es das Zubehör, der Rest geht übers Internet. Na also!

Wir kauften im Dorfsupermarkt die Empfangsschüssel samt Zubehör für insgesamt 13€ und fragten nach einem Installateur. Den bräuchte man eigentlich nicht, es steht alles in der Gebrauchsanweisung und sei ganz einfach, war die Antwort.

War es dann auch. Eigentlich, wenn man denn lesen kann und sich an die einfachen Erklärungen im beigelegten Journal hält!

Für uns ist „lesen“ so selbstverständlich , dass wir uns oft schwertun mit dem Gedanken, dass hier viele Menschen nicht lesen können! Unsere Bekannten hier auf dem Land allesamt nicht, und dann braucht es natürlich einen Installateur, um die Satellitenschüssel anzuschließen.

Uruguay hat das beste Schulsystem Südamerikas. Und darauf sind die Uruguayos mächtig stolz. Die meisten der 26 Buchstaben sind der überwiegenden Mehrheit auch bekannt, aber wie man sie aneinander reiht und benutzt, scheint man in der Schule nicht beizubringen. Jedenfalls wird das sehr vernachlässigt. Auch das Rechnen mit Zahlen über 10, bei dem man nicht mehr beide Hände und die Finger benutzen kann, hat so seine Tücken. Von allen anderen Fächern will ich gar nicht reden.

Jedes Kind lernt in der Schule die Nationalhymne, die bei allen wichtigen Gelegenheiten vollständig gesungen wird. Auch die etwa 200jährige Geschichte des Landes können die Kinder bis zum Erreichen des Erwachsenenalters mit allen Eckdaten herbeten.

Wir haben uns einmal mit einer Grundschullehrerin, die die ersten sechs Klassen unterrichtet, unterhalten. Ziel der Schule sei es, dass die Kinder sich wohlfühlen, ein soziales und offenes Miteinander lernen und Toleranz gegenüber jedem beigebracht bekommen. Druck und Zwang sind für die kindliche Entwicklung nicht förderlich. ( Wenn ich in der Schule nur das hätte lernen müssen, worauf ich Lust hatte, würde dieser Beitrag hier nicht existieren). Damit endeten ihre Ausführungen. Wie die Kinder auf die weiterführenden Schulen vorbereitet werden, blieb ihr Geheimnis und ist wohl Sache der Eltern. Es gibt Schüler, die es bis zum Abitur schaffen und auch weiter ihren Weg gehen. Die überwiegende Mehrheit, vor allem auf dem Land, verlässt nach sechs Jahren die Schule. Unter 5% Analphabeten hört sich super an. Woher die Zahl kommt, ist uns ein Rätsel. Bis zur sechsten Klasse gibt es keine Noten, keine Prüfungen und auch kein Zeugnis. Jegliche Grundlagen der Bildung fehlen. Biologie wird auf dem Campo vermittelt. Wohl dem Kind, dessen Eltern mehr als Hühner und Hunde zur Erklärung besitzen. Alles andere ist vernachlässigbar.

Die während der Kindheit vermittelte praktische Ausbildung überdeckt vieles. Handwerklich sind die meisten ziemlich versiert. Es wird sich alles abgeguckt und dann ausprobiert. Bei einfachen Sachen mag das gehen. Kommt eine Gebrauchsanweisung ins Spiel, wird es kritisch und das neue Gerät ist im Zweifelsfall eben kaputt.

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