Der beschriebene Alltag im letzten Beitrag ist natürlich der Ideal-Alltag. Meistens läuft es auch so schön strukturiert ab, aber eben nicht immer. So wie heute !
Heute morgen freuten wir uns über zwei neugeborene Lämmchen. Auch unsere „Prinzessin“ hatte einen gesunden Jungen zur Welt gebracht und wir waren mächtig stolz auf sie!
Am Nachmittag hatte ich dann einen Termin beim Zahnarzt. Irgendwann musste es ja mal dazu kommen, und heute war der lang befürchtete Tag! Mir war ein Stück eine Zahnes abgebrochen und das musste repariert werden. Entgegen allen Befürchtungen ging alles reibungslos. Vor allem mit Sprachproblemen hatte ich gerechnet. Da das meiste Vokabular aber aus lateinischen Wörtern zusammensetzt ist, war die Verständigung kein Problem. Die Praxis besteht aus einem kleinen Warte- und einem ebenso kleinen Behandlungszimmer. Behandlungsstuhl, Deckenlampe, Schreibtisch, zwei Stühle, fertig. Alles etwas antiquiert, so aus den 1960er Jahren. Personal war keines vorhanden. Aber die Zahnärztin verstand ihr Handwerk, allein das zählt. Ich war zufrieden.
Vor der Abendrunde ließen wir unseren Blick über die Schafherde schweifen, die sich allmählich auf dem großen Platz sammelte. Dabei bemerkten wir etwas entfernt ein Schaf mit Lamm. „ Oh wie schön!“ Das dritte am heutigen Tag. Mutter war unser Sorgenschaf mit den schlimmen Ohren, die immer noch behandelt werden müssen. Wir gingen hin, begrüßten Mutter und Kind und bemerkten auf dem Weg dorthin ein weiteres Schaf mit Lamm. Nr. 4! „Da unten ist noch eins“, rief ich, als ich ein weiteres Schaf entdeckte und dann nochmal : „Hier ist noch eins !!“ Sechs Lämmer an einem Tag! Das sah nach einem Rekord aus. Ganz am Ende der Weide sah dann Steffen noch ein Schaf im Gebüsch stehen. Beim Näherkommen zählten wir zwei Lämmer: Zwillinge ! Und gleich die Gewissheit: nächstes Flaschenlamm! Eines von den Zwillingen ist extrem klein und nun in unserer Obhut. Auf dem Weg zur Zwillingsmutter störten wir einige Geier, die im Gras saßen und sich ihre Mahlzeit schmecken ließen. Wir verscheuchten die großen Vögel und bemerkten, dass wir hier zu spät kamen. Ob das Lamm schon tot zur Welt kam oder einfach zu schwach war, wir wissen es nicht. Das sind immer die unschönen Momente, die es zu verkraften gilt.
Wir nahmen das Mini-Lämmchen auf den Arm und versuchten dann, alle verstreut auf der Weide stehenden Mütter mit ihren Lämmern nach oben Richtung Nachtweide zu dirigieren. Uns lief die Zeit davon. In einer Stunde wurde es dunkel. Die Schafe ließen sich Zeit. Die Schafböcke sahen uns und erwarteten lautstark ihre Abendmahlzeit. Die Ziegenmütter ebenfalls. Überall war ein zorniges, ungeduldiges MähMäh zu hören. Nichts für schwache Nerven. Den ganzen Tag über zogen Gewitter übers Land. Das nächste war im Anmarsch, es wurde ziemlich schnell ziemlich dunkel. Wir bugsierten die Schafherde auf die Nachtweide. Obst und Mais war heute nicht gerichtet. Die ganze Bande beschwerte sich lauthals. Die Mütter mit den frischen Lämmern kamen in das Durchgangsgehege, indem auch die früheren Schafmütter mit ihrem Nachwuchs übernachteten, weil die Weide, auf denen sie am Tag fressen, in der Nacht den Ziegen ohne Zicklein gehört. Ziemlich kompliziert ?
Die Mütter wollten auch die Abendmahlzeit und bescherten sich, weil noch nichts gerichtet war und die Flaschenlämmer in ihrem Gehege hatten uns dann auch entdeckt und riefen nach uns. Das reinste Chaos in einer gewaltigen Geräuschkulisse.
Ich legte das Lämmchen, das ich noch immer im Arm hielt, auf etwas Heu im Galpon. Dann schnappten wir uns eine große Portion Alfalfa. Das haben wir zu Vierecken gepresst, im Galpon gestapelt. Heute gab es kein Obst, kein Gemüse, keinen Mais. Das Trockenfutter musste reichen. Wir eilten von Gruppe zu Gruppe und verteilten großzügig. Langsam erstarb das zornige MähMäh und es kehrte eine angenehme Ruhe ein.
Als alle Tiere zufrieden und still waren, holten wir noch unsere vier Flaschenlämmer und das neugeborene Lamm mit ins Haus. Wir mussten umorganisieren. Fünf Lämmer in der Dusche, das geht gar nicht. Vor allem, da zwei von ihnen schon sehr kräftig und mit einem mehr als lebhaften Temperament ausgestattet sind. Von brav schlafen keine Spur. Vergangene Nacht hatten sie uns noch einmal um 4 Uhr geweckt, glockenwach und unternehmungslustig! Die zwei anderen waren müde und wollten schlafen.
Wir fütterten also alle fünf und brachten die zwei lebhaften Lämmer, die schon zwei Wochen alt sind, in den Galpon. Hier haben wir einen kleinen Verschlag, indem sie nun zukünftig die Nacht verbringen. Die anderen drei haben nun in der Nacht ihre wohlverdiente Ruhe. Um 22 Uhr werden alle noch einmal gefüttert. Dann können wir hoffentlich bis zum Morgen durchschlafen.