Kühe in Nachbars Garten

Kurz nachdem wir gestern Nacht unsere Würstchen gegessen hatten, klingelte Daniels Handy. Sein Bruder war dran und unterrichtete ihn über die große Treibjagd, die am Freitag Vormittag stattfinden soll. Auf dem Grundstück unseres Nachbarn. Eine unendliche Geschichte!

Unser Nachbar wohnt seit etwa 20 Jahren auf seinem 80 Ha großen Grundstück und lässt der Natur ihren Lauf. Er selbst hat außer einem Pferd und drei Hunden keine Tiere. Also gibt es für ihn auch keinen Grund, seine Umzäunung in Ordnung zu halten. Die Nachbarn ringsum haben fast alle Kühe und es kommt hin und wieder vor, dass eine davon ausbüxt und sich in Nachbars zugewachsenem Naturparadies den Bauch vollschlägt. Das gibt seit Jahren regelmäßig Ärger. Die Grenzzäune müssen eigentlich von beiden Seiten und den jeweiligen Besitzern sauber gehalten werden. Reparaturen oder Erneuerungen werden je zur Hälfte bezahlt. So die Theorie. In der Praxis sieht das nicht immer so aus. Für viele Landbesitzer sind die Kosten der Instandhaltung der Umzäunung zu kostspielig. Regelmäßig nutzen die Tiere die kaputten Zäune für einen Ausflug. Auch wenn Bäche die Grenze zwischen den Grundstücken sind, ist der Ärger oft vorprogrammiert. Hier lässt sich kaum ein Zaun installieren. Kühe sind einer Kneipp-Kur im knöcheltiefen Wasser nie abgeneigt. Bei Niedrigwasser nutzen sie daher die Gelegenheit. Und wenn sie dann hinterher nicht mehr ganz genau wissen, von welcher Seite sie eigentlich ins Wasser gestiegen sind, kann es durchaus vorkommen, dass sie auf der falschen Seite aussteigen. Die meisten Anwohner tolerieren das oder es wird sich irgendwie gütlich geeinigt. Manchmal kommt es auch zu heftigem Streit, wenn jeder der Beteiligten auf seinen Standpunkt besteht und der Gegenseite keine Handbreit nachgibt.

Nun treiben auf Nachbars Grundstück wieder fünf Kühe ihr Unwesen. Dieser ist „not amused“ und hat sich rundum beschwert. Allerdings weiß niemand, wem die Kühe gehören. Drei Grundstücke mit Fleckvieh grenzen an die Naturoase. Also haben sich vergangene Nacht die Besitzer geeinigt, am Freitag Gauchos zur Treibjagd vorbei zu schicken. Es ist nicht die erste Aktion dieser Art und wir sehen dem morgendlichen Treiben sehr heiter entgegen. Denn die ganze Mannschaft muss durch unser Grundstück, um zu dem des Nachbarn zu kommen. Man wird einen Transporter mit zwei oder drei Kühen darin mitbringen. Manchmal klappt es, dass man die Ausreißer mit dem Muhen dieser Tiere anlockt. Das wäre die schnellste und einfachste Variante. Klappt das nicht, müssen die Gauchos zu Pferde das 80 Ha große Grundstück durchkämmen. Das wird auf jeden Fall sehr spannend werden.

Nachbarschaftsstreitigkeiten wegen Grenzverletzungen sind hier an der Tagesordnung.

Hinterlasse einen Kommentar