Obwohl wir hier draußen auf dem Land noch sehr entspannt leben können, braut sich an der Küste und in der Hauptstadt doch einiges Ungemach zusammen. Wir waren gestern Abend in Tarariras in unserer Lieblingspizzeria zum Essen und sind uns bewusst, dass das ein außergewöhnliches Privileg ist. Gemütlich Essen gehen ist wohl rund um den Globus in kaum einem Land mehr möglich! Auch in Uruguay haben eigentlich alle Restaurants und Hotels geschlossen. Drei Mal ist die Polizeistreife an uns vorbei gefahren. Unser Pizzabäcker verkauft seine Speisen hauptsächlich außer Haus und die Gaststube ist seit Wochen verwaist. An jedem Wochenende sitzen wir also fast alleine dort, die Abstandsregelung ist einfach einzuhalten. Das sah wohl auch die Polizei so und ließ uns unbehelligt. Auf der Straße wird dagegen streng kontrolliert und jede Menschenansammlung über zwei Personen auseinander getrieben.
In Montevideo und den Badeorten an der Küste herrscht wohl weiterhin Anarchie. Während dem Essen verfolgten wir die Berichte im Fernsehen. Die Menschen gehen weiterhin an den Strand und auch der große Flohmarkt am Sonntag wird weiter betrieben. Die Händler bauen ihre Stände auf, tausende Besucher schlendern durch die Gassen und die Polizei steht hilflos daneben, weil sie außer freundlichen Ermahnungen keine Handhabe hat. Das soll jetzt geändert werden. Gestern wurde dem Parlament ein Notstandsgesetz vorgelegt, welches die Befugnisse der Polizei erheblich erweitert und auch das Militär mit einbezieht. Wir gehen davon aus, dass das Gesetz heute oder noch in dieser Woche in Kraft tritt. Derweil wurden gestern schon alle Strände mit Gittern und Flatterband abgesperrt. Die freundliche Empfehlung der Regierung: „Bleibt Zuhause“ wird nun zum Befehl! Wir hoffen, dass sich die Bevölkerung durch diese Maßnahmen einschüchtern lässt und es nicht zu Gewaltausschreitungen kommt.
Die Regierung hat 15 neue Krankenwagen zur Bewältigung der zu erwartenden hohen Erkrankungsfälle auf Tour geschickt und für 6 Mill. Pesos Beatmungsgeräte bestellt. Ob das ausreicht, bleibt abzuwarten.
Wir sind froh, hier, weit weg vom aktuellen Geschehen, entspannt leben zu dürfen. Solange es möglich ist, fahren wir weiterhin einmal die Woche nach Tarariras zum Einkaufen, um uns mit Obst und Gemüse einzudecken. Ausflüge und Sightseeing ist für die nächste Zeit gestrichen. Unseren Kaffeekonsum haben wir etwas eingeschränkt. Jetzt gibt es am Morgen nur noch eine Tasse des guten Gebräu‘s für jeden, statt der gewohnten zwei. Denn eine Fahrt nach Montevideo zur Kaffeerösterei ist momentan unmöglich.