Corona-Virus in Uruguay……..

……ist bisher hier kein großes Thema.

In unserem ländlichen Umfeld denken die Menschen regional, manchmal noch national, aber ganz sicher nicht global.

Wir haben regen Kontakt mit Deutschland und sind sehr gut informiert über das aktuelle Thema : Corona-Virus. Durch die anhaltende Hitze haben wir viel Zeit und informieren uns über das Internet auch über die verschiedenen Nachrichtensender. Immer wieder werden wir gefragt, ob das auch hier bei uns ein Thema ist und wir können das mit einem klaren „Nein“ beantworten. Natürlich hat es sich herumgesprochen, das da ein Virus aus China unterwegs ist. Die Auswirkungen sind den Menschen in unserem ländlichen Umfeld nicht klar. Es interessiert sie auch nicht sonderlich. Wir haben unserem Angestellten Daniel Bilder von leeren Supermarktregalen gezeigt. Er war schlicht entsetzt. So etwas ist außerhalb seiner Vorstellungskraft. Wir erzählen ihm immer wieder, was in Europa, bzw. Deutschland passiert. Er hört immer höflich zu, aber wir bezweifeln, dass er auf einem Globus Europa überhaupt finden würde. Für die meisten Menschen hier endet die Welt hinter der Grenze Uruguays. Sie haben schlicht eigene Probleme genug, als dass sie sich mit denen der ganzen Welt auch noch befassen wollten.

Das Landwirtschaftsministerium hat vor einigen Tagen den „landwirtschaftlichen Notfall“ ausgerufen. Die seit Wochen anhaltende Dürre bringt das Land an seine wirtschaftlichen Grenzen. Die Ernte ist gebietsweise ein Totalausfall. Es hat seit fast 10 Wochen kaum geregnet. Soja und Mais vertrocknen auf den Feldern. Der Preis für Mais ist schlicht ein Desaster. Der für Soja ebenso. China ist der Hauptabnehmer von Soja. Da China die Abnahmeverträge mit den USA kaum einhalten kann, bleiben Länder wie Brasilien, Argentinien und Uruguay auf der Strecke. Brasilien steckt in einer großen Krise, Argentinien sowieso und Uruguay wird mit in die Tiefe gerissen. Schon im letzten Jahr ist der Tourismus, Haupteinnahmequelle des Landes, um 40% eingebrochen. Die jetzige Dürre, die niedrigen Getreidepreise auf dem Weltmarkt und die beginnende Wirtschaftskrise aufgrund des Corona-Virus stürzen das Land in eine tiefe Krise. Der uruguayische Peso ist in den letzten Tagen um 10% gefallen. So einen rasanten Verfall gab es noch nie!!

Wir verfolgen die Entwicklungen, können uns aber so keinen rechten Reim darauf machen, woran der Verfall des Peso nun liegt. Seit 1.März haben wir hier einen neuen Präsidenten. Außer den Namen weiß hier niemand etwas genaues. Liegt es am Virus ? Am Präsidenten ?

Tatsache ist allerdings, dass Uruguay fleißig aus China importiert hat und nun kaum mehr etwas ankommt. Sämtliche Kleidung, Werkzeug, Maschinen; alles „made in China“ . Was, wenn die vorrätige Ware ausgeht und der Nachschub ausbleibt? Der Ölpreis auf dem Weltmarkt ist gesunken, aber längst von der Inflation hierzulande überholt. Momentan bezahlen wir 87 Euro-Cent für den Liter Diesel. Paradiesische Zustände, wenn man sein Geld in Euro oder Dollar hat. Die Preisanhebung ist seit Monaten überfällig. Ein Desaster für diejenigen, die ihr Gehalt in Pesos ausgezahlt bekommen. Bei all diesem nationalen Durcheinander fällt so ein Virus aus China kaum ins Gewicht. Wie die Sache aussieht, wenn er die uruguayische Grenze überwindet und hier wütet, steht auf einem anderen Blatt. Zur Zeit zählen die Preise für Getreide und das Vieh. Viele Menschen hier leben von der Hand in den Mund. Da wird von Tag zu Tag, allenfalls von Woche zu Woche gedacht. Hamsterkäufe sind, jedenfalls hier im ländlichen Raum, nicht zu befürchten. Die Menschen haben schlicht kein Geld, sich zu bevorraten. Wie die Lage in Montevideo ist, können wir nicht beurteilen.

Wir fühlen uns momentan eher als Zuschauer in einem Katastrophenfilm mit täglicher Fortsetzung. Wir können weder eingreifen noch bewerten. Also schauen wir interessiert zu und harren der Dinge, die da kommen.

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