Tote Schafe, Polizei und Panik auf dem Campo

Wir haben wieder lieben Besuch aus Deutschland.

Unsere Freunde sind am Donnerstag kurz nach acht Uhr am Morgen in Montevideo gelandet. Damit wir sie pünktlich vom Flughafen abholen konnten, sind wir schon am Mittwochnachmittag in die Hauptstadt gefahren und haben im Hotel übernachtet.

Die Arbeit mit den Tieren auf dem Campo hat Daniel übernommen; am Abend die Schafe und Ziegen von der Weide holen und sie am nächsten Morgen wieder hinaus bringen. Dazu gehörte die Wasser- und Futterversorgung aller anderen Tiere auch zu seinen Aufgaben. Alles nichts Neues, alles schon des Öfteren gemacht !

Am Donnerstagnachmittag kamen wir dann wieder zuhause an und starteten eine Besichtigungstour über den Campo, bis es am Abend Zeit war, die Tiere wieder von der Weide zu holen. Bei den Mutterschafen und Lämmern kamen wir ins Stutzen. Da fehlte ein großer Teil auf den ersten Blick, wie sie da vor dem Tor standen und auf Einlass warteten. Während sie dann durch den Eingang zur Nachtweide trotteten, zählten wir sie und überflogen kurz den Bestand. Es fehlten 12 Schafe, alles Mutterschafe der Rasse Texel und ähnlich hochwertige Tiere.

Nachdem die Herde eingesperrt war, machten wir uns zu viert über die Weide, um die fehlenden Schlafmützen einzusammeln. Wir waren der Meinung, die liegen irgendwo im Schatten, dösen und haben mein Rufen nicht gehört.

Nach 10 Minuten dann die Gewissheit: kein Schaf mehr da! Wir wurden unruhig. Dann erinnerte ich mich, auf der Fahrt nach Montevideo kurz hinter unserer Grundstücksgrenze am Fluss hinter der Brücke am Straßenrand ein Schaffell gesehen zu haben. Mit einem mulmigen Gefühl machte ich mich auf den Weg und fand dann auch gleich das Gesuchte. Das und viel mehr !!!!! Mehrere Schaffelle lagen am Zaun des Nachbargrundstückes zwischen Büschen und Unkraut und dahinter, achtlos hingeworfen, noch viele mehr. Mindestens 15 bis 20 ! Panik stieg auf! Jemand hat unsere Schafe geklaut und abgeschlachtet!!! Ich rief nach Steffen und den Freunden.

Wir entschieden uns, Daniel und die Polizei zu benachrichtigen. Daniel übernahm den Anruf zur Polizei. Die für uns zuständige Dienststelle in Miquelete war nicht besetzt. In Montevideo verwies man ihn dann nach Colonia und die dortige Kripo versprach, sofort einen Streifenwagen loszuschicken. Inzwischen wurde es dunkel. Von Colonia bis zu uns braucht man mindestens eine Stunde, bei Dunkelheit etwas mehr. Steffen und Daniel harrten in der Dunkelheit aus, malträtiert vom Ungeziefer, so nahe am Fluss. Wir anderen warteten im Haus.

Nach zwei Stunden war dann auch die Polizei da, die nicht schneller hatte fahren können, weil am Auto nur noch ein Scheinwerfer funktionierte. Sie nahmen den Tatbestand auf. Zwischen den Fellen lagen zwei achtlos weggeworfene Gummihandschuhe. Wenn da verwertbare Fingerabdrücke vorhanden waren, war der Täter schnell ermittelt. Von jedem Bewohner Uruguays sind die Fingerabdrücke aller zehn Finger im Zentralcomputer gespeichert. Auch von uns. Jeder, der in Uruguay registriert ist, ist auch erkennungsdienstlich erfasst. Kurz nach 22 Uhr machten sich die Polizisten wieder auf den Rückweg und wir gingen, nachdem wir uns einen ordentlichen Schnaps genehmigt hatten, zu Bett. Am Freitagmorgen sollten dann Polizeibeamte aus Miquelete vorbei kommen und die Anzeige aufnehmen.

Nach einer ziemlich unruhigen Nacht versorgten wir am nächsten Morgen dann wieder die Tiere. Nachdem wir das Tor für die Mutterschafe geöffnet hatten und ich nach den Tieren rief, spazierten nach und nach alle Tiere an uns vorbei, auch die gestern vermissten Texel !!!! Wir zählten alle und kamen zu dem Schluss : Alle da 😳

Da fuhr uns dann wieder der Schreck durch die Glieder !!!! Wie konnte das sein ? Mit ziemlich schlechtem Gewissen und peinlich berührt informierten wir über Daniel wieder die Polizei.

Was war passiert ? Die einzig mögliche Erklärung war die, dass, als Daniel am Vortag die Schafe auf die Weide schickte, nicht alle Tiere herauskamen. Auf der Nachtweide ist das Gras stellenweise sehr hoch, zwischen den Pampagrasbüscheln liegen die Tiere gerne versteckt und dösen. Auf meinen Zuruf setzen sie sich alle in Bewegung, wenn sie jemand anders lockt, nicht unbedingt. Er hat die 12 Schafe schlicht übersehen. Das behielten wir aber für uns. Schuldzuweisungen nutzen niemand. Die Schafe sind wieder da, basta!

Gegen 10 Uhr am Vormittag kamen dann die zwei Polizisten aus Miquelete. Es war ein sehr nettes und informatives Gespräch. Dass unsere Schafe wieder da waren, haben sie erfreut zur Kenntnis genommen. Sie bedankten sich für die von uns gemachte Anzeige, denn die vielen Schaffelle, die am Straßenrand entsorgt worden waren, war ein Strafbestand, der nun verfolgt wird. Sie entschuldigten sich dafür, dass gestern die Dienststelle nicht besetzt war. Aber hier in der Gegend passiert so wenig, dass bei Personalmangel die Polizisten abgezogen und woanders eingesetzt werden. Sie informierten uns über einige Gesetze, die den Campo und die Umgebung betreffen. Welche Tiere und Pflanzen absolut geschützt sind und nicht gejagt oder entfernt werden dürfen. Vogelfänger sind öfters unterwegs. Hier sollten wir sofort handeln und die Polizei informieren. Sie ermutigten uns, sie immer gerne und oft zu kontaktieren. Sie haben wohl Angst, dass die Dienststelle bald geschlossen wird. Weil hier so wenig passiert!

Das Chaos hat sich gelichtet, die Katastrophe ist ausgeblieben. Wir sind einfach nur froh, dass unseren Tieren nichts passiert ist und wir uns nun entspannt unseren Gästen widmen können.

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