Bei unserem täglichen Abendspaziergang durch den Park, es hatte mal kurz aufgehört zu regnen, entdeckten wir im Lavendelbusch einen kleinen pelzigen Nager. Naja, ganz so klein war er nicht: etwa 60 cm groß, so wie eine Katze, allerdings mit einem langen nackten Schwanz. Er lag ganz gemütlich zwischen den Zweigen und ließ sich von uns nicht stören. Ich hatte sogar Zeit, zurück zum Haus zu gehen, um das Handy zu holen. Das Fotoshooting ließ er ebenfalls ganz ruhig über sich ergehen, erst dann machte er sich langsam von dannen. Typisch uruguayisch: nur nicht aus der Ruhe bringen lassen !!!
Anhand der auffälligen orangenen Nagezähne hatten wir ihn schnell identifiziert: ein Nutria
Nutrias sind in ganz Südamerika beheimatet, wohnen an Flüssen, Bächen oder Seen. Unser kleiner Kerl wurde bestimmt vom Hochwasser aus seiner Wohnung vertrieben und hat sich ein trockenes Plätzchen zum Schlafen gesucht. Wir haben ihn allerdings aus dem Park vertrieben, soll er sich woanders eine Bleibe suchen. So putzig die Tierchen auch sind, sind sie doch auch Schädlinge, die im Park ungeheuren Schaden anrichten können. Mit den scharfen Zähnen haben sie aus meinen Büschen im Nu Kleinholz gemacht. Nutrias waren wohl auch im vergangenen Jahr die Schuldigen, als ich noch die Carpinchos ( Wasserschweine) beschuldigt hatte, meine Pflanzen zu zerstören. Nutrias kommen mühelos unter den Zäunen hindurch, der dichte Pelz schützt sie vor dem Strom.
Mit der Zeit bekommen wir einen schönen Einblick in die Fauna Uruguays. Hin und wieder entdecken wir ein neues Tier. Vor zwei Wochen konnten wir einen Otter im Fluss beobachten. Da hatte ich allerdings mein Handy nicht dabei. Ich sollte es mir angewöhnen, es mitzunehmen, wenn wir mit dem Hund Gassi gehen. Man trifft doch immer wieder auf interessante Dinge, seien es Schmetterlinge, riesige Raupen, Schlangenhäute und vielerlei mehr. Unsere Umgebung ist ein großer Zoo mit botanischen Garten. Man muss nur die Augen offen halten.
Es regnet übrigens immer noch. Allerdings steigen mittlerweile die Temperaturen etwas. Gestartet sind wir letzte Woche mit 11 Grad und heftigem, kalten Südwind. Der Wind hat gedreht, kommt nun aus Nordost und die Temperatur klettert langsam Richtung 20 Grad. Alles ist schön grün, alles wächst und gedeiht und ist……. nass!
Aber wir haben noch Luft nach oben! 1930, im Jahr der ersten Fußballweltmeisterschaft, die in Montevideo ausgetragen wurde und die die Uruguayos schließlich auch gewannen, hat es 100 Tage durchgeregnet! Das Land versank im Matsch, die Bauarbeiten am Fußballstadion wurden erheblich behindert und zum Eröffnungsspiel hat es geschneit !!!! Kein Witz !
Das Hochwasser ist zurückgegangen, die Brücke ist wieder passierbar und der kleine Pelzträger kann in seine Wohnung am Fluss zurückkehren.