Und weiter geht’s 😁

Die Schafe bestimmen unseren Tagesrhythmus und zum großen Teil auch unser Leben. Seit drei Jahren halten sie uns auf Trab und sind immer wieder für eine Überraschung gut. Langweilig wird es auf jeden Fall nicht.

Den Zwillingen geht es prächtig, aber dabei ist es nicht geblieben. Vor zwei Wochen wollte ein Schaf am Morgen nicht mehr aufstehen. Das ist immer ein schlechtes Zeichen. Denn bleiben sie auch nach gutem Zureden noch liegen, sind sie meist nach drei/vier Tagen tot. Wir wuchteten sie also auf den Schubkarren ( unser Schaftaxi 😁) und fuhren sie in einen Unterstand. Da war sie gut geschützt und hatte ihre Ruhe. Wir versorgten sie mit Wasser und Futter und warteten ab. Auch nach drei Tagen war der Appetit ungebrochen. Damit sie nicht wundliegt, wurde sie jeden Tag wie ein Teppich einmal gerollt. Das hat auch den Vorteil, dass sie nicht dauernd in ihrem eigenen Dreck liegt. Auch nach fünf Tagen erfreute sie sich bester Gesundheit, stand allerdings immer noch nicht auf und ließ sich ihr Essen weiter servieren. Sie wurde wieder auf die Weide gerollt. Hier gibt es Licht, Luft und Sonne. Wenn sie nicht sterben wollte, brauchte sie auch nicht im dunklen Unterstand liegen.

Am siebten Tag lag dann die Überraschung vor ihr.

Zwillinge !!! Ein klitzekleines Schwarzes Lämmchen, was schon eifrig durch die Wiese robbte, auf der Suche nach Milch und ein gerade geborenes weißes Lamm, noch in der Fruchtblase, es bewegte sich nicht und es atmete nicht. Ich weiß nicht, wie lange es da schon lag, aber es war noch warm. Also befreite ich Mund und Nase von Fruchtblase und Schleim, nahm es nach alter Hebammenart an den Hinterbeinen hoch, sodass der Kopf nach unten baumelte und schlug ihm mit der flachen Hand auf Brust und Rücken. Kurz darauf kam Leben in das Kerlchen.

Seine kleine Schwester robbte derweil immer noch über den Boden. Wenn es dem Kopf der Mutter zu nahe kam, wurde es kurzerhand weggestoßen. Oha, die hatte kein Interesse am Nachwuchs. Da sie aber sowieso nicht aufstehen konnte, war die Sache klar: ich hatte wieder zwei Flaschenkinder!

Ich rollte die Mutter auf die Seite, damit ich die Kleinen an die Zitzen anlegen konnte. Sie sollten wenigstens etwas von der Muttermilch abbekommen. Danach hieß es : Tücher und heißes Wasser!! Es ist wirklich, wie in den alten Filmen beschrieben, wenn die rührige Hebamme nach Tüchern und Wasser rief. Jedes Lamm produziert im Durchschnitt eine Waschmaschinenladung an Schmutzwäsche, bis es schön sauber und trocken ist, wenn es die Mutter nicht annimmt und ableckt.

Das ist mittlerweile eine Woche her. Die Zwillinge gedeihen prächtig, schlafen in der Nacht im Haus und sind tagsüber draußen in einem kleinen Gehege. Die Mutter lässt sich weiterhin bedienen und steht nicht auf.

Die Lämmer verbringen den Tag mit dem Mini Brad Pitt, der auch schon ordentlich gewachsen ist. Der kleine Gustav ist leider an seinem dritten Lebenstag gestorben. Er kam zu früh zur Welt und seine Lunge war noch unreif. Mini Brad Pitt ist fast zwei Wochen alt und putzmunter. Er verbringt die Nacht im Gehege bei den ehemaligen Flaschenlämmern. Das klappt ganz gut. So kann er langsam in die Herde hineinwachsen.

Heute Morgen nun kamen wieder Zwillinge zur Welt. Mittlerweile haben wir 17 Lämmer, und es wird schwer, den Überblick zu behalten. Die Zwillinge sind wohlauf. Das Mädchen ist groß und kräftig, der Bruder allerdings sehr klein. Er wiegt etwas über ein Kilo. Ihn bei der Mutter zu lassen, ist mir zu riskant. Also haben wir beschlossen, auch ihn als Flaschenlamm zu nehmen. Da ist die Chance, dass er überlebt, doch etwas größer. Wir haben immer noch Nachtfröste, die Gefahr, dass der Winzling erfriert, ist zu groß.

Also geht es immer weiter mit Milchflaschen richten, füttern und am Abend die mit Windeln eingepackten Lämmchen zur Ruhe zu bringen. Und an Durchschlafen ist im nächsten Monat auch nicht zu denken. Die ersten Wochen, vor allem, wenn sie so klein sind, verlangen sie auch in der Nacht mindestens einmal ihre Milchration.

Wir haben viel Erfahrung gesammelt, die letzten drei Jahre. Vor allem die Ernährung der Flaschenlämmer haben wir mittlerweile gut im Griff. Dadurch sank die Sterberate bei den Kleinen gewaltig. Verluste haben wir immer noch, das wird sich auch in Zukunft nicht ganz vermeiden lassen. Aber wenn wir sie auf ein Minimum begrenzen können, ist das doch ein großer Erfolg.

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