Das Wetter war während unserer drei Tage in Montevideo kalt, aber trocken. Also erkundeten wir zu Fuß die Stadt. Ich hatte auf einem Stadtplan etwas entdeckt, was wir uns ansehen wollten, ob es eine Sehenswürdigkeit war, würde sich herausstellen, es war in keinem Fremdenführer erwähnt. Der Mercado Agrícola lag noch hinter dem Parlamentsgebäude, was einen Fußmarsch von etwa 3 km bedeutete. Im Stadtplan wurde die gigantische Dimension des Gebäudes erwähnt, das machte uns neugierig.
Also machten wir uns auf den Weg und fanden auch problemlos die historische Markthalle. 1912 für eine Agrarmesse errichtet, bietet die Eisenkonstruktion der Halle tatsächlich einen beeindruckenden Anblick. Seit 1975 beherbergt sie ein modernes Einkaufszentrum. Viele verschiedene Geschäfte und Lokale laden zum Bummeln ein und wir entdeckten so manche Überraschung.
In einer Fleischerei sahen wir zum ersten Mal einen Reifeschrank für Steaks ! Das sündhaft teure Fleisch kann man im nahegelegenen Restaurant genießen.
Der lange Fußmarsch hatte sich auf alle Fälle gelohnt und wir machten uns zurück auf den Weg zum Hotel.
Auf dem Rückweg kamen wir am Parlamentsgebäude vorbei, an der medizinischen und chemischen Fakultät und der Börse. Uruguay hat tatsächlich eine Börse ! Wir waren froh, nicht den Bus genommen zu haben. Zu Fuß entdeckt man doch die ein oder andere Sehenswürdigkeit, die beim Vorbeifahren nicht auffällt.
Am Mittwoch vor der Heimfahrt wollten wir dann noch beim deutschen Bäcker vorbei. Ich hatte 4 kg Roggenbrot vorbestellt. Die Adresse war im Internet leicht zu finden. Wir sahen im Stadtplan nach. Etwa 1,5 km vom Hotel entfernt. Das konnten wir zu Fuß erledigen. Stadtverkehr mit dem Auto ist nicht so unser Ding.
Wir fanden die Bäckerei problemlos, waren allerdings etwas irritiert. Das Gebäude war sehr heruntergekommen, der Laden dunkel, es brannte kein Licht. Durch die Scheibe sah ich eine Verkaufstheke, die mit Brot und Kuchen bestückt war. Die Tür war offen, wir traten ein. Eine Verkäuferin kam aus der Backstube, wir hatten den Eindruck, wir stören. Von einer Vorbestellung wusste sie nichts, allerdings hatte sie Roggenbrot im Regal liegen. Auf eine Unterhaltung hatte sie keine Lust. Wir fragten noch mal nach dem Chef, sie ging nicht auf das Thema ein und signalisierte uns : kauft oder verschwindet ! Also kauften wir drei Kilo Roggenbrot und verließen schnellstmöglich den Laden.
Wir waren völlig irritiert. Das konnte doch nicht das Geschäft des deutschen Bäckers sein, den wir an Ostern kennengelernt und mit dem wir übers Internet kommuniziert hatten. Es war eine deutsche Bäckerei, es wurde sogar Lebkuchen verkauft, vieles war auf deutsch beschriftet. Trotzdem ! Wir sahen uns an. Dann fiel Steffen der Firmenname unseres Bäckers ein : Brotzeit ! Davon war hier nichts zu sehen. Also wurde noch mal das Internet befragt, dem Handy sei Dank ! Wir fanden zwei Einträge mit “ panadería alemán“, der zweite Eintrag war etwas länger : „panaderiaalemanabrotzeit“
Wir waren in der falschen Bäckerei gewesen, die Verkäuferin muss uns für absolut bescheuert gehalten haben 🙂
„Brotzeit“ war laut Internet 2,8 km entfernt. Ein weiterer Fußmarsch durch die Stadt lag vor uns. So kann man den Tag auch verbringen ! Kurz vor Mittag hatten wir dann endlich unser bestelltes Brot in der Tasche. Der kleine Laden war, wie erwartet, hell und freundlich eingerichtet. Das Angebot umfasste verschiedene deutsche Brotsorten und Laugengebäck. Wir hatten den Bäcker also doch richtig eingeschätzt. Er selbst war leider nicht da, ein kleiner Plausch auf deutsch musste auf den nächsten Besuch verschoben werden. Wir machten uns wieder auf den Rückweg, kehrten unterwegs bei McDonalds für einen Kaffe ein und fuhren am frühen Nachmittag dann endlich nach Hause.