Gassi gehen

Jeden Abend gegen halb sechs, je nach Jahreszeit, steht das Gassigehen auf dem Plan. Meist machen wir uns zu viert auf den Weg: der Hund, die Katze, Steffen und ich. Dieser schnurgerade Weg führt an unserem Grundstück vorbei und bildet die Verbindung zur Zivilisation. Bei trockenem Wetter ist die hügelige Schotterpiste ideal zum Spazierengehen oder Joggen. Wir haben wenig Verkehr, selten kommt mal ein Fahrzeug vorbei. In den Morgen- und Abendstunden haben wir den Weg für uns alleine.

Die Schafweiden und mein Park sind für den Hund tabu. Also gehen wir zwei Mal täglich mit ihm auf der Straße spazieren, hier kann er sein Geschäft verrichten und sich austoben, wenn er denn will. Spazierengehen ist allerdings nicht so sein Ding. 300 Meter Auslauf reichen ihm völlig aus. Danach hat er keine Lust mehr und hofft darauf, dass wir so schnell wie möglich wieder nach Hause gehen. Dösen auf seiner Decke gehört neben dem Fressen zu seiner Lieblingsbeschäftigung.

Sonntags machen Steffen und ich oft einen längeren Spaziergang oder eine Wanderung und wollten den Hund einmal dazu mitnehmen. Nach drei Kilometern Schnüffeln und Pinkeln war Schluss mit lustig. Der Hund wollte nicht mehr. Alle paar Meter legte er sich an den Wegrand und stand nach gutem Zureden nur auf, um sich fünf Meter weiter wieder hinzulegen. Seit dem bleibt er am Sonntag zu Hause und wir sind alleine unterwegs.

Am Abend begleitet uns oft die Katze. Sie stromert gerne in der Umgebung herum, jagt Mäuse und Vögel und ärgert auch mal gerne den Hund. Der lässt sich allerdings kaum provozieren, trottet gemütlich neben uns her und will sich immer loben lassen, sobald er wieder einige Meter gelaufen ist. Spazierengehen scheint für ihn eine besondere Zumutung zu sein, wofür er immer Lob und Streicheleinheiten einfordert.

Ansonsten hat er in den letzten Monaten viel gelernt. Meist reagiert er sofort auf unsere Kommandos, ist sehr lieb und unkompliziert und bemüht sich sichtlich, es uns recht zu machen. Er frisst alles, was man ihm vorlegt und lässt mittlerweile den Futternapf der Katze in Ruhe. In der Nacht schläft er auf seiner Decke auf der Veranda vor der Haustür. Als Wachhund taugt er allerdings nicht. Er schlägt nicht an, wenn jemand kommt, er bellt eigentlich nie. Und alle Tiere sind seine Freunde! Er bewacht die Lämmer und kann stundenlang vor dem Kleintiergehege sitzen, um die Tierchen zu beobachten. Wie vor einer großen Kinoleinwand macht er es sich gemütlich und lässt sich höchstens von den Perlhühnern vertreiben, die immer über den Zaun fliegen und den gesamten Campo als ihr Revier betrachten.

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