Die besten Geschichten ………

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Seit Freitag letzter Woche stehen wir völlig unter Strom. Ein Ereignis jagt das andere und wir hoffen nur noch auf den kommenden Sonntag und dass ab da alles ruhiger wird.

Begonnen hat alles am Freitag Nachmittag. Wir trieben die Schafe etwas früher in den Corral, weil wir am Samstag einige der Lämmer verkaufen wollten. Alle, die älter als 8 Monate waren, mussten aussortiert werden. Dafür wurden sie in eine kleine Umzäunung getrieben und mit einem speziellen Schäferhaken aus der Herde geholt. Auf einem 1,5 m langen Stock sitzt ein rund gebogener Metallhaken. Mit diesem kann man ruckzuck ein Bein des Schafes schnappen. Das Bein bleibt im Haken hängen, das Tier kann nicht mehr flüchten und dann genügt ein Griff in die Wolle. Wir kamen recht schnell voran. Steffen schnappte die Tiere mit dem Haken, ich hielt sie fest. Gemeinsam kontrollierten wir die Nummer am Ohr und schoben die in Frage kommenden Tiere in ein noch kleineres Gehege. Wir waren bei Lamm Nummer acht angekommen und das Tier zappelte am Haken. Ich bückte mich, um es festzuhalten. In dem Moment befreite sich das Tierchen, der Stock schnellte zurück und der Metallhaken landete mitten in meinem Gesicht !

Es machte laut „Knack“ und im ersten Moment dachte ich, die Brille sei kaputt ! Katastrophe ! Ohne Brille bin ich blind wie ein Maulwurf. Ich tastete also nach der verrutschten Brille und war sehr erleichtert, dass sie noch heil war. Dann kam der Schmerz ! So plötzlich und heftig, dass ich aufheulte und in die Knie ging. Steffen stürzte auf mich zu, wollte helfen und gleich ins Krankenhaus fahren. Aber der Gedanke, dass fremde Finger mein schmerzendes Gesicht abtasteten, erzeugte eine neue Welle der Übelkeit. Ich wankte ins Haus und legte Eisbeutel auf. 20 Minuten und eine Schmerztablette später stand ich vor dem Spiegel und besah mir die Verletzung. Die Nase war gerade, hatte keine Delle und die Schwellung hielt sich auch in Grenzen. Wir verzichteten also auf die Fahrt ins Krankenhaus und fingen statt dessen die restlichen Lämmer ein.

Den Samstag verbrachte ich auf dem Sofa, an Arbeit war wegen der Schmerzen nicht zu denken. Steffen fuhr mit Daniel zur remate und bekam die 17 Lämmer zu einem sehr guten Preis verkauft. Sie hatten auch unseren Ziegenbock dabei, den aber niemand haben wollte und den sie deshalb am Abend wieder mitbrachten.

Auf der remate traf Steffen den Bekannten, der uns zu dem schon beschriebenen Nudelessen einlud. Des Weiteren machte er die Bekanntschaft eines Argentiniers, der in Uruguay wohnt und deutsch spricht. Hier wurden die Telefonnummern ausgetauscht und man versprach, in Kontakt zu bleiben.

Am Sonntag fand in Cerro de las armas das Dorffest statt. Cerró ist die kleine Siedlung mit der Tankstelle und einer Handvoll Häusern, etwa 11 km von uns entfernt. Dorffest heißt : Reitveranstaltung und asado. Das übliche ! Ich fühlte mich etwas besser, also fuhren wir hin. Wir konnten uns Fleisch kaufen und ich mir am Abend damit das Kochen sparen. Eine Kreuzung teilt die Siedlung in vier Teile. Auf dem einen Viertel fand die Veranstaltung statt. Zwei- bis Dreihundert Leute befanden sich vor Ort. Es wurde geritten, gegessen, getrunken und gelacht. Es war laut und schön. Wir saßen im Schatten eines Baumes auf unseren Klappstühlen, genossen das Rindfleisch und sahen den Reitern zu.

Keine 100 Meter entfernt auf der anderen Straßenseite befindet sich ein altes Kolonialhaus, kaum sichtbar hinter hohen Hecken. Während auf der einem Straßenseite gefeiert wurde, verschaffte sich ein mit einem Messer bewaffneter Mann Zutritt zu dem Haus und räumte sämtliche Kleidung aus den Schränken. Die Bewohner, wohlhabende Amerikaner, überraschten und stellten den Dieb. Es kam zu einem Handgemenge, in deren Verlauf der Amerikaner Schnittverletzungen erhielt und der Räuber spurlos verschwand. Gott sei Dank nicht schwerverletzt, konnten beide die Polizei informieren. Von all dem bekam draußen niemand etwas mit. Wir hörten keine Sirenen. Ein !! Polizeiauto fuhr während der Veranstaltung über den Platz. Die beiden Polizisten saßen entspannt im Auto und fuhren freundlich grüßend auch an uns vorbei. Verbrecherjagd auf uruguayisch ! Auf dem Heimweg mussten wir auch an dem Haus vorbei. Etwas besonderes aufgefallen ist uns dabei nicht. Von dem Vorfall erfahren haben wir erst am Donnerstag.

Fortsetzung folgt !

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