In der Nähe der Altstadt von Montevideo, mitten im wuseligen Häusermeer, befindet sich hinter hohen Mauern eine Oase der Ruhe. Ein alter Friedhof mit kunstvollen Familiengrüften aus dem vorletzten Jahrhundert. Hier sind Generäle aus längst vergangenen Zeiten bestattet, ebenso wie reiche und wichtige Mitglieder einflussreicher Familien. Jede Gruft ist ein Kunstwerk für sich. Aus Bronze gegossen oder in Stein und Marmor gemeißelt, jede einzelne Statue zeugt vom ehemaligen Reichtum dieser Stadt am Ende der Welt.
Sind die Familien im Lauf der Generationen ausgestorben, nagt der Zahn der Zeit an den schönen Gebilden. Gibt es immer noch Nachkommen, werden diese auch heute noch in den uralten Grüften beigesetzt. Für eine Urne ist immer Platz. Kleine Metall- oder Steintafeln mit Namen, Geburts- und Sterbedaten werden dann, mehr oder weniger passend, rund um und auf dem Sockel drapiert.
Während unseres Besuches fand eine Trauerzeremonie statt. In Uruguay werden nur Urnenbestattungen durchgeführt. ( Ausnahmen gibt es sicherlich) Der Leichnam wird spätestens am Folgetag verbrannt. Spezielle Trauerkleidung ist unbekannt. Jeder trägt die Kleidung, die ihm passend erscheint und der Jahreszeit angemessen ist. Kurze Hosen, T-Shirt, Top und Sandalen ohne Strümpfe mögen für uns etwas merkwürdig und ungewohnt erscheinen, für den Uruguayo ist das völlig normal. Bei 38 Grad und Sonnenschein war helle, luftige Kleidung am Dienstagnachmittag eindeutig der Favorit.
Wer es sich leisten kann, fährt in einer gemieteten schwarzen, mit Blumenschmuck überladenen Limousine vor. Mit schwarzem Anzug und weißen Handschuhen bekleidete Chauffeure kutschieren die Trauergesellschaft zum Friedhof.
Im Spanischen gibt es nur ein Wort für einen toten Körper. Ob Tier oder Mensch, die sterblichen Überreste werden zum Kadaver. Eine liebe Freundin mit argentinischen Wurzeln war in Deutschland zu einer Beerdigung geladen. Der Leichnam war in der Kapelle aufgebahrt und sie fragte einen Angehörigen, wo man denn den Kadaver besichtigen könne !! Upps !
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