Vor drei Wochen bekamen wir eine Anfrage, ob wir Interesse an Hirschen hätten. Warum nicht, dachten wir. Die würden in unseren Tierpark doch perfekt hinein passen.
Gesagt, getan : am Samstagabend wurden dann, für uns überraschend, weil nicht angekündigt, zwei klitzekleine Kitze geliefert. Wir hatten natürlich nichts vorbereitet und so wurden sie erst einmal bei den Hasen in deren Gehege geparkt. Da es schon spät war, ließen wir sie erst einmal in Ruhe und wollten am nächsten Morgen nach Sonnenaufgang nach Ihnen schauen. Keine 12 h später lag eines der Kitze tot unter dem Hasenstall, das zweite lag entspannt im Heu ! Das war für uns natürlich ein Schock. Der kleine Kerl ist wahrscheinlich vom Transport so arg gestresst gewesen, dass er die Nacht nicht überlebt hat. Obwohl sie wirklich liebevoll in Stroh gebettet auf die Reise geschickt wurden. Aber das sind Dinge, die nun mal passieren und die man nicht verhindern kann.
Das Füttern der kleinen Liese gestaltete sich dann als ein weiteres Problem und wir werden sicherlich die nächsten Wochen noch eine Menge neuer Erfahrungen sammeln dürfen. Hirsche sind scheue Wildtiere und keine gemütlichen Hausschafe. Äußerst schreckhaft und wieselflink ließ sich die Kleine kaum einfangen. Und trinken, bzw. schlucken wollte sie die Milch auch nicht.
Alle zwei Stunden versuche ich nun, wenigstens einige Tropfen Milch in sie hinein zu bekommen. Das Kitz ist vier Wochen alt, hatte vorher einen anderen Menschen als Bezugsperson ( das wurde uns jedenfalls erzählt, was ich allerdings immer weniger glaube ) und muss sich erst an mich gewöhnen. Da ist Geduld gefragt, aber es klappt von Mal zu Mal besser. Um sie nicht jedes Mal durch das Hasengehege einfangen zu müssen, ich habe einfach Angst, dass sie sich dabei verletzt, sitzt sie die ersten Tage in einem 2 Quadratmeter großen Käfig und die Nacht verbringt sie, wie die Lämmchen vor ihr, im Haus in der Dusche.
Sie erinnert wirklich an Bambi aus dem Zeichentrickfilm. Die langen dünnen Beinchen sind so zart und zerbrechlich, funktionieren aber wie Sprungfedern, wenn sie aus dem Sitzen plötzlich hochschnellt und davon springen will. Es wird einige Zeit dauern, bis sie sich eingewöhnt hat, aber wir sind auf einem guten Weg. Sobald sie sich heimisch fühlt, bekommt sie dann auch noch ein kleines Böckchen an die Seite gestellt. Bei Zweien wäre ich überfordert, das habe ich ganz schnell eingesehen. Es ist eine neue Herausforderung, die ich ganz ohne Hilfe aus dem Internet stemmen muss. Über die Aufzucht von Hirschen gibt es keine Informationen, das ist Insider-Wissen aus Tierparks und Zoos. Und das haben auch die Uruguayos nicht, obwohl sich einige in der Aufzucht versuchen. Aber ich bin guter Dinge, dass es klappen wird!
Über die Rasse haben wir noch sehr wenig herausgefunden. Sie wurden uns als Hirsche verkauft, sie werden allerdings nur so groß wie eine große Milchziege. Da hier die Ñandus auch als Strauße bezeichnet werden, die es ja nur in Afrika gibt ( das Wort Ñandu existiert hier nicht ) haben wir an den Angaben doch gewisse Zweifel. Aber ich denke, durch Recherche im Internet lässt sich herausfinden, um was es sich bei unserem Schützling handelt.

