Schafschur

In zweiten Anlauf hat es dann doch noch geklappt !

Am Freitag hatten wir alles vorbereitet, die Schafe waren im kleinen Corall, die Ziegen warteten separat, nur das Wetter spielte nicht mit. Wir wollten die Tiere nach der Schur baden. Aber es war stark bewölkt und es wehte ein kalter Wind aus Süd. Also entschlossen wir uns, das Baden auf einen schöneren Tag zu verschieben, damit die Tiere in der Sonne trocknen können und nicht zu stark auskühlen.

Die Ziegen wurden im die Freiheit entlassen, sie müssen ja nicht geschoren werden. Dann wurde eine alte, dieselbetriebene Schermaschine angeworfen und der von uns bestellte Gaucho begann mit seiner Arbeit.

Nach anderthalb Schafen war dann erst mal Schluss. Die Messer waren nicht geschärft und die Schere gab ihren Geist auf ! Aber er hatte ja noch ein elektrisches Gerät dabei, alles kein Problem. Wenn die Messer scharf gewesen wären ! Nach fast zwei Stunden waren immerhin vier Schafe geschoren, an ein Weitermachen allerdings nicht zu denken.

Zu Dritt sind die Männer dann mit den unscharfen Teilen zu einem befreundeten Schafbauer gefahren, um die Messer zu schärfen. Typisch Uruguay, wer da nicht die Nerven behält, steht kurz vor dem Zusammenbruch. So etwas konnte man natürlich nicht vorher erledigen! Wir haben mit ähnlichem gerechnet und blieben ruhig. Nur nicht aufregen.

Nach weiteren zwei Stunden wurde dann das nächste Schaf geschnappt, weiter ging’s bis Nummer 12, als dann plötzlich die elektrische Schere ihr Leben aushauchte. Da auch die altertümliche Maschine nicht mehr zur Arbeit bereit war, wurden die letzten Wollreste mit der guten alten Handschere entfernt und die Arbeit für diesen Tag beendet.

Nach ausführlicher Diskussion über das kommende Wetter entschlossen wir uns dann, am heutigen Dienstag das Werk zu beenden.

Der Wetterbericht versprach Sonne satt, sodass wir nach der Schur die Tiere auch baden konnten. Mit geschärften Messern machte sich unser Gaucho also wieder ans Werk.

Gestern Abend, als wir die Herde zusammen trieben, bemerkten wir, dass eines der Zicklein Probleme beim Laufen hat. Dreibeinig humpelte er hinter seiner Mutter her. Er hatte leider keinen Stachel im Huf, das kommt häufig vor und lässt sich schnell beheben. Das Bein war gebrochen ! Er ließ sich trotz der Schmerzen, die er hatte, bereitwillig hochnehmen und ich verpasste ihm einen schönen Gipsverband.

Heute morgen entdeckten wir ein Lamm, dem es sehr schlecht ging, es lag auf dem Boden und rührte sich kaum. Da wir auch ein krankes Mutterschaf hatten, von dem wir nicht wussten, was ihm fehlt, entschlossen wir uns, den Tierarzt zu rufen. Dann sahen wir die schmutzige Brühe in der Wassertränke und befürchteten, dass das Lamm da hineingeraten war und schlicht fast ertrunken ist. Es schaffte es letztendlich dann doch noch heraus, der Sauerstoffmangel allerdings hatte das Gehirn bereits so geschädigt, dass nichts mehr zu machen war. Der Tierarzt bestätigte dann auch am Nachmittag unsere Befürchtung.

Die Schafschur und das anschließende Bad klappten heute wie am Schnürchen. Am frühen Abend war die Arbeit gemacht, 52 Schafe geschoren, 96 ( inkl. der Lämmer, die nicht geschoren wurden) gebadet !!

Das kranke Schaf bekam Medikamente und das Lamm den Gnadenstoß, der einzige Wehrmutstropfen, den wir schlucken mussten.

Alles in Allem sind wir mit der diesjährigen Schur zufrieden. Es war anstrengend und nervig und wir sind froh, dass wir es hinter uns haben.

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