
Abgesehen vom Verpackungsmaterial für die Lebensmittel gibt es in Uruguay keinen Müll !!
Man kann alles noch irgendwie verwerten und gebrauchen. Das hat natürlich den Vorteil, daß die Landschaft relativ sauber ist und nicht überall Autoreifen und Schrott herumliegen.
Der Uruguayo ist ein Sammler und Bastler und eine der Lieblingsbeschäftigungen ist die samstägliche remate, die immer irgendwo stattfindet. Die obigen Bilder entstanden nicht auf einem Schrottplatz, sondern im Hinterhof einer Auktionsstätte. Versteigert wird hier alles, von Bettgestell über Werkzeug, Geschirr und ausrangierte Fenster. Und das meist in einem Zustand, bei dem man es sich in Deutschland dreimal überlegt, ob man es an den Straßenrand zum Sperrmüll stellt; was sollen denn die Nachbarn denken 🤔
Selbst benutzte Matratzen und Stühle ohne Lehne finden ihren Käufer.
Es gibt rematen, die sich hauptsächlich mit der Versteigerung von Tieren und landwirtschaftlichem Bedarf abgeben oder eben solche, die Haushaltsauflösungen abwickeln.
Wenn man eine remate besucht, muss man viel Zeit und Geduld mitbringen. Aber am Samstag hat der Uruguayo eh nichts zu tun, also wird Kind und Kegel eingepackt und auf geht’s zur remate !
Ich kann mit der ganzen Veranstaltung nichts anfangen, aber Steffen und Daniel wollten hin, also bin ich mit. Ab und zu ergibt sich ja ein Schnäppchen. Daß das dieses Mal nichts wird, war uns schon gleich nach der Ankunft klar. Mit einem derartigen Zulauf an Interessenten haben wir nicht gerechnet, und es wurden mit der Zeit immer mehr. Je mehr Mitbieter, desto geringer ist die Chance, etwas zu einem vernünftigen Preis zu ergattern. Und hat die Gier erst mal um sich gegriffen, wird wahllos ersteigert, oft zu einem Preis, der weit über der Neuware liegt.
Wir hatten drei Teile ins Auge gefasst, bei denen wir mitsteigern wollten, hatten aber kein Glück. Bis zum ersten Teil vergingen über zwei Stunden, jedes Wellblech, jedes Werkzeug wird einzeln aufgerufen. Das ist Zeittotschlagen auf höchstem Niveau. Und wenn man dann nach einer Ewigkeit nicht mal den Zuschlag bekommt, ist das für mich sehr frustrierend. Steffen hat da mehr Geduld.
Nach mehr als drei Stunden sind wir dann wieder gegangen, ohne einen Peso ausgegeben zu haben. Und ich schwöre immer wieder : das ist meine letzte remate, da geh ich nie wieder mit!! Und dann lass ich mich doch wieder überreden 😁 Mir ist es lieber, ich gehe auf einen Flohmarkt und kaufe das Teil, das ich möchte, ohne mit wildfremden Menschen darum kämpfen zu müssen.
Rein psychologisch gesehen ist so eine Veranstaltung natürlich eine interessante Sache. Wenn die Gier überhand nimmt, setzt der Verstand aus und dann werden Sachen zu überhöhten Preisen ersteigert, die mancher hinterher sicher schwer bereut. Das ständige hin und her zwischen dem Auktionator und den Interessenten ist wahnsinnig spannend und ich kann nur immer wieder darüber mit dem Kopf schütteln, in welcher Geschwindigkeit das Ganze abläuft. Dabei gehen die Preise nicht immer nach oben ! Hat der Auktionator ein Teil, welches schon ewig herum steht und keinen Liebhaber findet, wird psychologische Kriegsführung eingesetzt: er nennt einen Preis und geht immer weiter nach unten. Irgendwann merken die Umstehenden dann, was er im Schilde führt, die Gier greift um sich und der erste, der die Hand hebt, ist der glückliche neue Besitzer. So kam Steffen vor einigen Monaten zu einem metallenen Schreibtisch, der jetzt für umgerechnet 5€ als Arbeitsfläche und Werkbank bei uns im Galpon steht. Wie gesagt, ab und zu hat man Glück und man ergattert etwas wirklich sinnvolles 😁