Die Schafe halten uns momentan auf Trab und wir haben eine schlimme Woche hinter uns.
Neben drei verschiedenen Bauprojekten, die parallel laufen und dem Hausanstrich sorgen nun die Schafe für allerlei Aufregung. Vergangenen Samstag bekamen zwei Schafe jeweils Zwillinge. Alle vier Lämmer waren ziemlich klein, aber noch in der Norm, sodass wir sie bei den Müttern ließen und der Überzeugung waren, das alles seinen normalen Gang geht. Die Nacht war wieder bitterkalt. Als wir am Sonntagmorgen nach den Schafen sahen, war eines der Lämmer vom Vorabend tot, zwei weitere lagen im Sterben und nur ein einziges war noch imstande, wenigstens den Kopf zu heben. Während ich die Herde auf die Weide brachte und mich um Hühner und Hasen kümmerte, brachte Steffen die drei überlebenden Lämmer ins Haus. Wir betteten sie auf warme Decken, sahen aber schnell ein, daß wir zweien von ihnen nicht mehr würden helfen können. Eigentlich wollten wir nach Nueva Helvecia fahren. Dort fand an diesem Sonntag das Schokoladenfest statt. Daraus wurde nichts. Wir verbrachten den gesamten Tag auf dem Boden auf der Decke sitzend, die sterbenden Lämmer im Arm. Hilflos mussten wir mit ansehen, wie uns eines nach dem anderen starb. Am Abend entsorgte ich das dritte tote Lamm in einer Abfalltüte, und der Anblick war für uns eine schlimme Sache. Das Stärkste der Gruppe überlebte als einziger den Sonntag. Wir flößten ihm mit einer Spritze tropfenweise Milch ein, zum Saugen war er zu schwach.
Das Lämmchen überlebte bis heute. Er hat sich gut entwickelt, trinkt seit dem dritten Lebenstag aus der Flasche und ist momentan putzmunter. Prognosen wage ich keine mehr.
Am vergangene Donnerstag wollten wir die gesamte Schafherde zusammentreiben. Ihre vierteljährliche Schluckimpfung war fällig. Vor der Eingangstür ins Nachtgehege brachte ein Schaf wieder Zwillinge zur Welt, ein normal großes und einen Winzling von kaum 800 Gramm. Ich nahm das Kleine mit, da es eh keine Ünerlebenschance hatte, wickelte es in eine Decke und legte es in einen Korb. Dort konnte es in Ruhe seine letzten Atemzüge tun. Die nächsten eineinhalb Stunden waren wir mit der Schluckimpfung beschäftigt und merkten dabei, daß einige der Schfe geschwollene Hälse hatten. Viele waren erkältet, einige hatten Husten, aber sie dicken Hälse waren doch sehr merkwürdig. Wir wollten am kommenden Tag beim Tierarzt nachfragen.
Nachdem alle Tiere versorgt waren und wir endlich Feierabend machen konnten, sah ich noch mal in dem Korb nach dem vermeintlich toten Winzling. Es lebte noch und ich nahm es auch mit ins Haus. Bis heute lebt es. Nun haben wir zwei Flaschenkinder, sie uns auf Schritt und Tritt nachlaufen, unsere ganze Energie und Aufmerksamkeit verlangen und den Tagesablauf gehörig durcheinander bringen.