

Schlafmangel und die Gluthitze machen uns so langsam zu schaffen !
Steffen kam vergangene Nacht um drei Uhr in der Früh nach Hause. Der Weg vom Acker führt direkt durch den Brandherd. Gras und Büsche brannten die ganze Nacht, die Metallteile der Strommasten glühten noch und das Feuer warf sein gespenstisches, orangenes Licht in die Dunkelheit. Ein Löschhubschrauber war bis am Abend im Einsatz, der zweite wurde am Nachmittag abberufen, weil zwei weitere Großbrände gemeldet wurden. Die Feuerwehr wird die nächsten drei bis vier Tage vor Ort sein, auflodernde Brandherde löschen und die Umgebung gut im Auge behalten. Weide- und Ackerflächen brennen noch leise vor sich hin. Solange kein Wind aufkommt und das ganze wieder anfacht, kann alles nach und nach gelöscht werden und es besteht keine Gefahr.
Der mächtige Brand hat sogar ein glückliches Opfer gefunden : der Angestellte des Campo‘s, der am meisten betroffen ist, freut sich über die Brandrodung. Viele Hektar Ackerfläche sind niedergebrannt. Nach dem nächsten Regen kann er aussäen, ohne noch einen Handschlag dafür tun zu müssen ! Für den, der das ganze Desaster angerichtet hat, geht die Sache weit weniger angenehm aus. Seit Wochen herrscht höchste Alarmstufe im Land. Es ist praktisch verboten, auch nur daran zu denken, ein Feuer zu machen. Besagter Kleinbauer wollte nur „ein paar Ästchen verbrennen“ und löste damit fast ein Inferno aus. Hätte die Feuerwand den Eukalyptus-Wald erreicht, und damit auch den direkt anschließenden Kiefernwald unseres Nachbarn, wäre es zu einem Feuersturm gekommen, der nicht mehr zu beherrschen gewesen wäre.
Mit den ersten Feuerwehren kam gestern Vormittag auch gleich die Polizei, um den Unglücklichen auf der Stelle und damit auf frischer Tat zu verhaften.
Bei uns geht es nun weiter mit dem Tagesgeschäft. Heute Vormittag waren wir unterwegs, Schafe zu begutachten. Ein Kleinbauer hat kein Futter mehr. In der vergangenen Woche hatte er seine Tiere auf das Sojafeld getrieben, das auch nicht mehr zu retten war. So konnten sich zumindest seine Tiere sattfressen und er versucht sie nun noch zu einem ordentlichen Preis zu verkaufen, bevor sie abmagern und nichts mehr wert sind. Der Erlös davon muß ihn und seine Familie über den Winter bringen. Die Sojaernte ist kaputt und Tiere hat er dann auch keine mehr. Wir suchten uns die 20 kräftigsten und schönsten Mutterschafe heraus. Er bekommt einen sehr guten Preis dafür und wir können unsere Herde mit gesunden Jungtieren weiter aufstocken. Morgen werden auf einer Remate unsere alten Omi‘s von den Schafen verkauft, dazu die restlichen Lämmer aus der letzten Saison. Dann haben wir ab Mittwoch, wenn wir die Neuen abgeholt haben, 58 kerngesunde Mutterschafe und unsere zwei Böcke, die sich austoben und für ordentlich Nachwuchs sorgen können.
Die Backofenhitze hält weiter an. Heute sind es wieder um die 35 Grad. Wird Zeit, daß ich wieder mit dem Gießen anfange. Steffen und Daniel fahren die Futterpakete aus, die sie vergangene Nacht produziert haben. Das letzte Drittel wird heute Nacht gemacht, dann ist erst mal wieder zwei Wochen Ruhe, bis das Alfalfa nachgewachsen und wieder schnittbereit ist. In dieser Zeit werden sich die Männer um die Zäune kümmern. Wir wollen auch die Südseite ordentlich einzäunen, damit wir mehr Weidefläche für unsere Schafe haben. Die vier Pferde und zwei Esel, die momentan darauf stehen, kommen mit dem Fressen nicht nach. Sie sind dick und kugelrund, und alles wächst zu. Zeit, daß die Ziegen und Schafe zuhilfe kommen und die Weide säubern.