Anfang des vorigen Jahrhunderts glänzte Uruguay zu recht mit diesem Namen. Modezaren, Geldadel und Politikprominenz gaben sich ein Stelldichein im mondänen Montevideo. Dann kamen Weltwirtschaftskrise, die Weltkriege und die Militärdiktatur im eigenen Land dazwischen und vom einstigen Glanz blieb nicht mehr viel übrig.
Ein Kleinod haben wir dennoch gefunden. Ein kleines Stück Schweiz mitten in Montevideo. Im Parque Rodo gibt es einen kleinen See, vielleicht eine wehmütige Erinnerung an den Vierwaldstätter See, mit einer Burg und einem bronzenen Denkmal. Wilhelm Tell, der Freiheitskämpfer, streckt entschlossen seinen Arm in die Höhe, seinen Sohn zu Füßen, die Armbrust in der Hand. Man kann da viel Symbolik hineinlesen, wahrscheinlich ist es aber nur ein Teil der Identifikation der Schweizer Bürger, die vor Generationen ihre Heimat in Europa verlassen haben, Hunger und Elend in den engen Bergtälern entflohen sind, um in Übersee eine neue Bleibe zu finden.
Viele Schweizer Familien haben sich in Uruguay niedergelassen und Siedlungen gegründet. Nueva Helvecia ist nur eine davon. Und sie haben ihr Handwerk und die Traditionen mitgebracht. Schweizer Käse wird hier gerne und viel gegessen. Er wird in Geschäften ebenso angeboten wie auf Märkten und privaten Ständen entlang der Autobahn. Und natürlich die Schweizer Schokolade ! Von der kleinen Manufaktur in Nueva Helvecia habe ich ja schon berichtet.
So haben viele europäische Auswanderer dem Land seinen Stempel aufgedrückt. Auch die Italiener sind in großer Zahl über den Atlantik gekommen, damit die Menschen in Südamerika sich nicht nur von Rindfleisch ernähren müssen. Die Küche Uruguay‘s ist geprägt von Pizza, Pasta und Ravioli, und allem anderen, was die reichhaltige italienische Küche noch so zu bieten hat. Auf jeder Speisekarte in den Restaurants findet man, leicht abgewandelt, eine riesige Auswahl.
Die unterschiedlichsten Nachnamen der heutigen Bewohner Uruguay‘s zeugen von der europäischen Herkunft. Wenn auch die einstige Muttersprache längst in Vergessenheit geraten ist, wird doch der Name von Generation zu Generation weitergegeben und man trifft im Gespräch immer wieder auf Menschen, die stolz von ihren europäischen Vorfahren erzählen. Kaum einer, der nicht eine deutsche Oma oder Tante zu seiner Familie zählt.
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