Deutsche, oder wenigstens deutschsprechende Bewohner sucht man in Nuevo Berlin vergeblich. In der Touristeninformation wurden wir sehr überschwänglich als einer seltenen Spezies angehörig begrüßt. Deutsche Touristen finden wohl sehr selten hier her, liegt der Ort doch ziemlich abgelegen am Ufer des Rio Uruguay. Gegründet wurde die Siedlung übrigens wirklich von deutschen Auswanderen, etwa um 1875. Man fand hier sehr fruchtbaren Boden für Ackerbau und Viehzucht, die Gegend ist lieblich, grün und leicht hügelig.
Heute ist Nuevo Berlin ein kleiner verschlafener Ferienort, in der Saison gut besucht von Einheimischen , die hier Ruhe und die Natur genießen. Die Damen in der Touristeninformation, ein neues, für diesen Ort sicher überdimensioniertes Gebäude, vermitteln Übernachtungsmöglichkeiten, Ausflüge zu Fuß oder per Boot mit ortskundigem Guide oder beraten zu den vielen Konzerten und Events, die hier in den Sommermonaten auf einer großen Bühne stattfinden.
Der gewaltige Fluß ist alleine schon eine Reise wert. Kilometerlange Sandstrände laden zum Baden, Angeln und Rudern ein. Am Ortsrand gibt es einen Campingplatz mit den obligatorischen Grillstationen. Wer sich bedienen lassen möchte, findet in einer der kleinen Bars und Restaurants einen Platz. Hier entdeckten wir auch eine köstliche Rarität : Softeis !!! Natürlich haben wir es uns schmecken lassen. Wir saßen am Ufer des Rio Uruguay mit einem herrlichen Softeis in der Hand und schwelgten in Kindheitserinnerungen.
Und noch etwas gibt es zu bestaunen, wenn man denn weiß, was es ist: ein Stück Berliner Mauer. Gut geschützt hinter Plexiglas wartet es auf Interessierte und Bewunderer, allerdings vergeblich. Die deutsche Geschichte ist für die meisten Uruguayos ein unbekanntes Kapitel. Ein Stück bunter Beton ruft allenfalls ein Schulterzucken hervor.
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