

Unsere Hühner haben entdeckt, daß sie fliegen können und unternehmen nun regelmäßig einen Ausflug in den Park.
Nachdem wir vor eineinhalb Jahren mit der Hühnerhaltung begonnen haben, waren wir noch der Meinung, daß sie in ihrem großen Gehege genug Auslauf haben und vor allem sicher aufgehoben sind. Wir haben also regelmäßig die Flügel gestutzt. Das war jedesmal ein fürchterlicher Stress, für die Tiere und für uns. Also haben wir es irgendwann sein lassen. Es dauerte einige Zeit, aber dann, als die Flügel wieder nachgewachsen waren, entdeckte eines nach dem anderen, daß mit einem kurzen Flügelschlag die Welt für sie offen steht. Die Eingangstür zum Gehege ist nur etwas mehr als einen Meter hoch, der Zaun darum erreicht eine Höhe von über zwei Meter. Also war die Tür der Weg in die Freiheit. Die war schnell überwunden und dem Forscherdrang keine Grenzen mehr gesetzt.
Das größte Problem war unsere Hündin Leika. Sie war es gewohnt, alles zu jagen, was ihr vor die Nase kam: Hasen, Vögel und was da noch so alles kreucht und fleucht. Sie ist bei ihrer Jagd nicht sehr erfolgreich, erwischt hat sie bisher noch keines ihrer Opfer, da boten sich natürlich die Hühner an, die anfangs an Flucht nicht im entferntesten dachten. Es kostete uns einige Mühe und viele Nerven, aber irgendwann hatte sie es dann begriffen, daß man Familienmitglieder nicht jagt. Alles was sich im und um den Park bewegt, gehört zur Familie und wird verschont. Das klappt mittlerweile so gut, daß sie auch die Wildhasen, die in der Dämmerung im Park nach Leckerbissen suchen, großzügig fressen lässt, seien es nun meine Rosen, frisch gepflanzte Büsche oder bunte Blumen.
Die Hühner bewegen sich nun frei im Gelände, scharren nach Herzenslust auch in meinen Rabatten und Beeten nach Würmern und Käfern und machen sich über das Hundefutter her, wenn Leika nicht schnell genug frisst. Beliebter Treffpunkt ist momentan der Feigenbaum. Die Früchte sind reif, der Baum ist bevölkert von Vögeln und den kleinen Papageien, vor denen nichts sicher ist, was irgendwie eßbar ist. Manieren haben sie keine, alles wird angefressen und fallen gelassen. Und so sammelt sich im Laufe der Zeit unter dem Feigenbaum eine unangenehme, glitschige Masse an. Ein Festessen für unsere Hühnerschar !!! Ab und zu gesellt sich sogar die kleine Riesenechse dazu. Auch sie will sich den Schmaus nicht entgehen lassen.
Am Abend macht sich dann jeder wieder auf den Heimweg. Die Echse verschwindet in der Baumleiche eines Eukalyptusbaumes, der irgendwann einmal vom Blitz getroffen wurde. Die Reste liegen nun dekorativ im Park. Die Hühner bekommen ihr Kraftfutter ausgestreut. Da sind sie ganz schnell wieder im Gehege. Die Nacht verbringen sie dann geschützt vor Füchsen und anderen Raubtieren in ihrem Hühnerhaus auf der Stange.