Blackout 3.0

Die Schafscherer waren zu zweit und arbeiteten sehr routiniert. Einer der Männer stand an der Schermaschine und schor die Schafe, sein Kollege fing nach und nach die Schafe ein und kümmerte sich um die anfallende Wolle. Steffen stand außerhalb des Gatters und bewachte es, damit keines der mittlerweile ziemlich verängstigten Tiere über die Absperrung springen konnte. Ich nahm mit Daniel immer das fertig geschorene Schaf in Empfang, sprühte die Verletzungen, die bei der Schur immer mal entstehen, mit Desinfektionsspray ein und markierte die bald zu verkaufenden Tiere mit einem roten Farbkleks, damit wir sie vor dem Verkauf schnell aus der Herde suchen und sortieren können.

Wir arbeiteten zügig und kamen schnell voran. Pro Schaf brauchten wir keine Viertelstunde. Die Mutterschafe kamen wieder zurück in das Gehege, wo ihre Lämmer auf sie warteten, die anderen wurden durch einen speziellen Ausgang in die Freiheit geschickt. Unseren Octavio hoben sich die Scherer bis zum Schluß auf, den schwersten und, ihrer Meinung nach, gefährlichsten Gesellen. Dieser beobachtete die ganze Prozedur, sah eines seiner Schafe nach dem anderen verschwinden und geriet immer mehr in Panik. Mit vor Angst geweiteten Augen drückte er sich an den Zaun, an dem Steffen stand und lies sich von ihm trösten !!!! Steffen kraulte und herzte seinen Liebling, nicht  ohne die anderen Schafe aus den Augen zu lassen, die immer wieder versuchten, auszubrechen.

Zwischendurch wurde immer eines der Lämmer geschnappt. Darauf war ich nicht vorbereitet und wollte damit eigentlich auch nichts zu tun haben. Aber ich stand nun mal mitten drin im Geschehen, kneifen ging nicht. Die Lämmer sollen, wenn sie alt genug sind, verkauft werden. Mädchen bekamen einen roten Punkt auf das Hinterteil, die Buben einen blauen. Mit Schwanz verkaufen die sich sehr schlecht,  so der Schermann. Ich bekam große Augen. Die müssen weg ! Ich habe aber kein so scharfes Messer, mein letzter Versuch. Kein Problem. Ein guter Schermann hat sowas immer bei sich. Alles, was ich noch tun konnte, war, die Stummel mit Desinfektionsspray einsprühen. Alles ging rasend schnell. Die Buben wurden gleich mit kastriert, mir lief der Schweiß aus allen Poren, aber : keine Schwäche zeigen. Als Frau in dieser Männergesellschaft musste ich meinen Mann stehen, komme was da wolle.

Octavio wurde im Schein von Taschenlampen geschoren, er war das einzige Schaf, das komplett ohne Schnittwunden davon kam.

Dann war alles erledigt. Die Arbeit und wir auch. Jetzt war ich doch froh über meine Solarlampen. Wir sammelten alle Lampen ein, die auf die Schnelle transportabel waren und beleuchteten damit den Parkplatz vor dem Galpon. So konnte die Schermaschine wieder ordentlich verladen werden, alles wurde aufgesammelt und weggeräumt.

 

Das Buch : BLACKOUT, von Marc Elsberg. kann ich übrigens sehr empfehlen. Es ist spannend geschrieben und auf eine sehr beängstigende Weise realistisch.

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