Umwege

IMG_2320Ein Baum voller Blüten

Wir hatten nicht vor, in Brasilien auf botanische Exkursion zu gehen. Aber wie es manchmal so ist, kommt nicht immer alles so, wie man es sich vorstellt.

Der Flug von Montevideo nach Sao Paulo verlief nach einem etwas verspäteten Start ziemlich ruhig. Wir landeten pünktlich. Da wir nur wenig Zeit zum Umsteigen hatten, baten wir die Stewardess, als erste aussteigen zu dürfen, was uns auch sofort bewilligt wurde. Im Eilschritt ging es aus dem Flugzeug, wir erreichten die Sicherheitskontrolle und freuten uns, daß kaum Passagiere vor uns waren und wir auf einen schnellen Durchlauf hoffen konnten, als wir von einem freundlichen Mitarbeiter mitten im Lauf gestoppt wurden. Aufgrund unserer Eile hatte er schnell erkannt, wer sich ihm da näherte. Er redete auf  portugiesisch auf uns ein; daß wir nicht weiter rennen müssen, haben wir verstanden. Für uns war die Reise heute zu Ende. Der Flug nach Frankfurt war überbucht. Er drückte uns Hotelgutscheine und eine Bestätigung für den Weiterflug am nächsten Tag in die Hand.

Da standen wir nun. Wir waren zu überrascht und auch ärgerlich, als daß wir sofort einen klaren Gedanken fassen konnten. Erst mal tief durchatmen, dann durchfragen. Wir mußten durch den Zoll, bekamen einen brasilianischen Stempel in den Pass gedrückt und waren ganz unfreiwillig nach Brasilien eingereist. Die nächste Frage galt den Koffern. Bekamen wir die ausgehändigt oder werden die gleich für morgen weitergeleitet? Wir fragten uns durch, natürlich auf spanisch und bekamen die Antwort immer in einem Kauderwelsch aus portugiesisch, spanisch und englisch. Da ist es schwer, mehr als die ersten beiden Sätze zu begreifen. Letztendlich, nach der vierten Nachfrage, durften wir unsere Koffer in Empfang nehmen, danach standen wir mit unseren Zetteln wieder unschlüssig in einem der größten Flughäfen der Welt, ohne Plan, wie es weiter gehen sollte. Irgendwie mußten wir ja in das Hotel kommen. Wir fragten bei den Taxis nach, die wollten uns auch hinfahren, aber nur gegen Bargeld. Nein, LATAM hatte die Sache verbockt, es war deren Sache, uns ins Hotel zu bringen. Also haben wir wieder einige Mitarbeiter der Fluggesellschaft gefragt, am Ende waren es 9 Personen, die ich innerhalb der nächsten Stunde angesprochen habe und die uns quer durch Terminal 3 bis ins Terminal 2 geschickt haben, weil eigentlich niemand richtig Bescheid wusste. Am Ende standen wir aber doch noch am Bus- Terminal und warteten auf den Shuttle- Bus des Hotels. Kurz vor Mitternacht haben wir eingecheckt und bekamen in dem schon geschlossenen Restaurant des Hotels ein Buffet serviert, das seinesgleichen sucht ! Wie um alles in der Welt ist es möglich, so eine Auswahl an Speisen warmzuhalten, in einer Qualität, die einem Gourmettempel würdig ist ! Wir waren hin und weg !  Wir vergaßen den ganzen Ärger und gaben uns der Völlerei hin !

Satt und zufrieden verbrachten wir eine gute Nacht, schon in Vorfreude auf das Frühstück. Wenn schon, denn schon ! Das Frühstücksbüffet entsprach voll und ganz unseren nun sehr hohen Erwartungen. Danach war ein Verdauungsspaziergang unerlässlich!!!

Sao Paulo ist die schmutzigste Stadt, in der wir je gewesen sind. Ein volles, stinkendes, lautes Irrenhaus, aber mit einer so üppigen Vegetation, daß wir uns trotz des unerträglichen Smogs zu einem kleinen Spaziergang rund ums Hotel entschlossen. Palmen sind wohl sehr resistent gegen Feinstaub und Abgase. Nach 15 Minuten verlangten die Bronchien schmerzhaft nach Sauerstoff, die Nasenschleimhaut brannte und die Zunge klebte übelschmeckend am Gaumen. Aber unzählige Palmen wiegten sich sanft im Wind, mit riesigen bunten Blüten bestückte Büsche zierten den Straßenrand. Wir waren begeistert, vom Blütenrausch ebenso wie von der Tatsache, daß bei dieser Luft überhaupt irgendeine Pflanze überlebt. Vögel haben wir allerdings keine gesehen !

Um die Mittagszeit fuhr uns der Shuttle-Bus wieder zum Flughafen. Wir fragten uns erneut durch und hatten dann endlich unser Ticket für den Weiterflug in der Tasche. Weil wir noch etwas Zeit hattten, schlenderten wir so von einem Ende des Terminals zum anderen, vorbei an Restaurants, bei deren Anblick uns das Wasser im Munde zusammenlief. Hunger hatten wir keinen………aber Appetit ! Wir liesen es uns wieder schmecken und kamen zu der Erkenntnis, daß sich eine Reise nach Brasilien alleine schon wegen dem Essen lohnt !!!!!!!

Nach einem sehr ruhigen Flug, während dem wir von den freundlichen Stewardesen von der Lufthansa mit Speis und Trank ordentlich versorgt wurden, erreichten wir mit einem Tag Verspätung unser Ziel : Frankfurt

Internet-Empfang hatten wir auf der gesamten Irrfahrt leider nicht. Es war schwer, uns zu Hause bei der Familie, die uns ja schon am Dienstag erwartet hatte, bemerkbar zu machen. Wir versendeten Nachrichten auf allen Kanälen in der Hoffnung, daß irgendwas schon durchkommt. Wir lösten durch unser Nichterscheinen eine leichte Panik aus, letztendlich waren aber alle froh, daß wir dann am Mittwoch gutgelaunt, satt und zufrieden wieder auftauchten. Die Verspätung hat natürlich unseren Besuchsplan durcheinander gebracht. Aber mit viel Flexibilität und gutem Willen konnten wir kurz nach der Ankunft und einer reinigenden Dusche unseren Besuchsmarathon etwas abgeändert starten. Jetzt sind wir wieder im Zeitplan und sind ganz gerührt über den herzlichen Empfang, der uns überall bereitet wird.

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