
Gestern wurden unsere Kühe verkauft.
Vor drei Wochen bekamen sie ihre Ohrmarken und unser Brandzeichen verpasst. Darum mußten wir Laien uns glücklicherweise nicht kümmern. Das hat der Chef der Auktion übernommen. Er hat mit unseren Papieren die Tiere alle ordnungsgemäß angemeldet, denn nur so können sie auch wieder verkauft werden. Die Kälber, die bei uns geboren wurden, hatten noch keine Ohrmarken, waren also noch nicht registriert. Mit den Kühen nimmt es der uruguayische Staat sehr genau und kennt bei Fehlern auch kein Pardon. Der Großteil der Wirtschaft hängt vom Rindfleisch ab. Jede Kuh kann von der Geburt bis zum Schlachthaus ganz genau verfolgt werden. Um da keine Fehler zu machen, hat Bernardo die Bürokratie für uns übernommen. Auch sein Geschäft hängt letztendlich von der korrekten Arbeit ab. Außerdem organisierte er den Abtransport von unserem Campo zur remate ( Versteigerung) . Wir haben vorgestern nur die Kühe auf dem Acker eingesammelt und in den Corral geführt. Von dort wurden sie am späten Abend auf den Lastwagen verladen und nach Tarariras transportiert. Wieder ein Problem gelöst !
Blieb nur unser wilder Hengst. “ Navideño“ ist ein Geschenk von Gastón, das wir nur sehr widerwillig angenommen haben. Er kam am 24.12.2015 zur Welt und wurde uns im Februar darauf großzügig überreicht. Das war’s aber dann auch schon. Er verbrachte seine Zeit mit Gastons Pferdeherde auf unserem Campo. Wir bekamen ihn nur selten zu Gesicht. Er entwickelte sich zu einem starken, stattlichen und wildem Hengst. Zugeritten wurde er nie. Nachdem nun Gastón seine Pferde vom Campo entfernen mußte, ließ er den Hengst alleine zurück. Mir wäre es lieber gewesen, er hätte ihn auch mitgenommen, denn was sollen wir mit einem wilden Pferd anfangen? Im Gespräch mit unserem Nachbarn kamen wir zu dem Schluß, daß man ihn vielleicht kastrieren könnte. Ohne Hormonschübe ist er vielleicht nicht gar so wild. Gesagt, getan. Vorgestern fuhren wir zum Tierarzt, um die Sache mit ihm zu besprechen. Er war nicht da. Sein Angestellter erreichte ihn über das Handy und dann war auch alles gleich abgemacht:
“ Klar, das geht. Das kann ich machen.“ “ Wann hast du Zeit?“ “ Morgen Nachmittag.“ “ Wunderbar, Danke. Bis morgen !“
Gestern Nachmittag kam, wie versprochen, der Tierarzt sehr pünktlich auf den Campo. Der Hengst wartete im Corral. Steffen hat ihn ganz alleine dorthinein gebracht, eine super Leistung !!!! Gemeinsam haben sie ihn dann eingefangen, gefesselt und betäubt. Der Rest war Routine für den erfahrenen Veterinär. In einer Woche, wenn alles gut verheilt ist, wird er dann hier auf unser Grundstück gebracht. Bei den Schafen, Eseln, Ziegen und Pferd kann er sich dann in die Herde integrieren und ist nicht mehr alleine. So der Plan!
Nächste Woche ist der Acker dann tierfrei.Das ausgesäte Alfalfa hat gut gekeimt und kann nun wachsen. Die nächsten drei Monate fällt hier kaum mehr Arbeit an, wir können uns also um unser Grundstück mit Park am Haus beschäftigen. Die Tage werden kürzer und die Temperaturen sind nicht mehr ganz so angenehm. In der Nacht bewegen sie sich im einstelligen Bereich. Es wird also Zeit, den Kamin wieder in Betrieb zu nehmen.