Drei Monate Ferien

img_1675img_1676Gestern Abend haben wir an der Schuljahr-Abschlussfeier der örtlichen Landschule teilgenommen. Das war für uns eine interessante Erfahrung, durften wir doch Einblick nehmen in das hiesige Schulsysthem, das sich sehr von dem deutschen unterscheidet.

Das Schuljahr endet mit dem Kalenderjahr. In der heißen Jahreszeit, bis etwa Anfang März sind die Kinder nun zu Hause, was für viele Familien eine große Herausforderung bedeutet, vor allem wenn die Kinder noch klein sind und Betreuung brauchen.

Außerhalb von Städten und Dörfen gibt es sogenannte Landschulen. Sie befinden sich alle paar Kilometer an den Verbindungsstraßen und betreuen die Kinder vom dritten Lebensjahr an bis zum Abschluß der sechsten Klasse. Es herrscht Schulpflicht, sodass auch Kinder aus weit entfernten Höfen in die Schule gebracht werden müssen. Ein Schulweg von ein bis zwei Stunden zu Fuß oder mit dem Fahrrad sind für diese Kinder normal. Wenn die Eltern die Möglichkeit haben, bringen sie den Nachwuchs auch mal mit dem Mofa oder seltener, mit dem Auto zur Schule.

Von 3-6 Jahren werden sie im “ Kinder“ betreut, eine Art Kindergarten. Danach beginnt die erste Klasse. Bis zur sechsten Klasse werden die Kinder gemeinsam in einem Schulraum unterrichtet, von ein bis zwei Lehrerinnen, je nach Größe der Schule.

Die Kinder tragen bis zur sechsten Klasse eine Schuluniform, ein weißer Kittel mit großer blauer Schleife, auch die Buben! Die Lehrerinnen haben einen weißen Kittel an  und erinnern eher an Mitarbeiter eines Labors.

Gestern Abend wurden vier Schüler verabschiedet, die die sechste Klasse erfolgreich beendet hatten. Für die meisten Kinder auf dem Land endet damit die Bildung, weil es für die Eltern unmöglich ist, sie auf weiterführende Schulen zu schicken, die es nur in größeren Dörfern oder Städten gibt. Ab der siebten Klasse nennt sich das dann „liceo“ Gymnasium, dessen Abschluß den Schüler dann nach 12 Jahren mit dem Abitur berechtigt, zu studieren. Soweit die Theorie. Eine Universität gibt es nur in Montevideo. So bleibt der höhere Bildungsweg nur der Stadtbevölkerung zugänglich.

Auf die 12-13 jährigen Schulabgänger auf dem Land wartet nun das harte Arbeitsleben, entweder auf dem Hof der Eltern oder eben bei Bekannten oder Fremden als billige Arbeitskräfte, oft nur gegen Kost und Logis. Wer Glück ( oder Pech, je nachdem ) hat, kann in einem kleinen Handwerksbetrieb in den Dörfern arbeiten. Eine anerkannte Ausbildung gibt es nicht. Es ist für die Jugendlichen sehr schwer, sich aus dieser Situation hochzuarbeiten. Die Perspektiven der Landbevölkerung sind alles andere als rosig.

Für die Abschlußfeier gestern haben die Schüler einiges vorbereitet. Zu Beginn wurde es sehr feierlich: drei Schüler trugen mit stolzer Miene die offiziellen Fahnen, dann wurde die Nationalhymne und das Fahnenlied gesungen. Danach gab es verschiedene Aufführungen, Tänze und Lieder, bis letztendlich die besagten Schüler verabschiedet wurden.

Religion und Staat sind in Uruguay strikt getrennt. So gab es weder eine weihnachtliche  Dekoration, noch wurde dieses Thema in den Vorträgen angedeutet. Kein Weihnachtsbaum im Schulraum, keine Sterne an den Fenstern, für uns sehr ungewohnt aber konsequent durchgezogen.

Die Feier begann um 20 Uhr. Nach der offiziellen Veranstaltung gab es das obligatorische asado. Wir haben das Ende nicht abgewartet und sind nach dem Essen gegangen. Das Leben im Sommer in Uruguay findet in der Nacht statt. Da haben wir uns noch nicht so richtig daran gewöhnt. Wir waren dann froh, um halb zwölf im Bett zu liegen, während auf dem Schulgelände noch die Dreijährigen herum sprangen.

 

 

 

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